Als vor 2 Wochen die deutsche Bundespost zugeben musste, dass sie in den Sommermonaten an Sonntagen ihre Dienstleistung einschränkte (und so viele am Samstag eingeworfene Briefe eben erst am Montag weiter befürdert wurden) war die Aufregung groß. Die Sonntags-FAZ hat dies zum Anlass genommen, die Post mal ein wenig auf die Probe zu stellen und hat einen Test durchgeführt um zu ermitteln wie lange Briefe denn brauchen, bis sie beim Kunden ankommen. Dafür hat man 22.8. (Samstag), 24.8. (Montag) und 25.8. (Dienstag) jeweils 33 Briefe abgeschickt und ausgewertet, wann diese denn beim Kunden angekommen sind. Als Ergebnis schreibt die FAZ: „Nur 61 Prozent der Briefe kommen am nächsten Werktag beim Empfänger an.“ – ein wirklich miserabler Wert, wenn man berücksichtigt, dass die Post selbst dies bei mindestens 95% der Sendungen verspricht und die Bundesregierung die Zustellung am Folgetag bei mindestens 80% der Sendungen verlangt..
Aber der Test der FAZ ist ziemlich unfair! Von den montags und dienstags abgeschickten Briefen kamen 57 von 66 (also 86%) am nächsten Tag beim Empfänger an, bei den samstags eingeworfenen allerdings nur ganze 3 von 33 (also 9%). Aussagekräftig wäre das Gesamtergebnis (die 61%) eines solchen Tests nur dann, wenn die FAZ auch mittwochs, donnerstags und freitags jeweils 33 Briefe verschickt hätte, denn dann wäre das Verhältnis der „normalen“ Werktage zum – wegen der bereits bekannten Einschränkungen der Post an Sonntagen – etwas anders zu beurteilenden Samstag realistisch gewesen. Geht man davon aus, dass die Dauer der Briefzustellung bei Einwurf der Sendung an den anderen Werktagen ebenso „gut“ ist wie beim Einwurf montags und dienstags, dann käme man auf eine Gesamtquote von über 73% – immer noch deutlich unter den von der Post angepeilten 95%, aber doch weit unspektakulärer als es die Darstellung der FAZ suggeriert.
Natürlich ist es ärgerlich, wenn Briefe zu lange unterwegs sind, und natürlich ist es legitim sich darüber zu beschweren. Aber wenn man schon die Post testet (… und die Idee selbst finde ich ja gut), dann sollte dies auf faire Weise geschehen. Ob das in dieser Form nicht aussagekräftige Ergebnis dem fehlenden Wissen in statistischer Methodik der Autoren geschuldet ist kann ich natürlich nicht beurteilen. So richtig ärgerlich war jedoch die kurze Nachricht in der Tagesschau am Sonntag Mittag, die sich auf den FAZ-Artikel berief. Dort wurde berichtet, dass „an Werktagen von 99 Sendungen nur 61% am kommenden Tag“ angekommen seien und dass es „am Samstag sogar noch schlechter aussah“. Da bereits die 61% schon den Samstagswert beinhalteten war diese Unterscheidung schlicht unsinnig, richtig wäre gewesen, dass nach dem Test der Sonntags-FAZ „Werktagsbriefe“ zu 86% am kommenden Tag ankommen. Aber auch bei der Tagesschau scheint sich niemand die Mühe gemacht zu haben, die offen vorliegenden Zahlen kritisch zu bewerten.
Mich würde ja viel mehr interessieren, was mit dem einen Brief geschehen ist, der am 24.8. verschickt wurde und bisher nicht angekommen zu sein scheint.
Nachtrag (31.8.): Wie ein Kommentator bei der FAZ richtigerweise anmerkt hätte man für einen wirklich aussagefähigen Test auch noch berücksichtigen müssen, dass die Anzahl der an den jeweiligen Tagen versandten Briefe in der Realität höchst unterschiedlich ist. Wenn beispielsweise samstags das Briefaufkommen generell sehr gering ist, dann zieht die miserable Samstagsquote in einer „vernünftigen“ Auswertung das Gesamtergebnis auch nicht so weit nach unten …
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