Nachdem sowohl von der für gestern (Freitag der 13.) vorausgesagte Gnadenlose Auslöschung als auch von der seit letzter Woche laut einem Wiener Bibelschreiber drohenden Landung Außerirdischer oder dem von einer in Spanien lebenden deutschen Astrologin ermittelten „schlechtesten Horoskop seit 100 Jahren“ nichts zu spüren war, kann man sich wieder anderen Themen zuwenden.
In einem Interview mit dem DAF, dem „Deutschen Anleger Fernsehen“ hat ein Börsenastrologe 8 Minuten lang (eine Tonaufnahme habe ich auf meinem Rechner gesichert) vor sich hin geschwurbelt und ein paar durchaus prüfbare Prognosen hinterlassen. Dass die Interviewerin dem ganzen Schwurbel sehr unkritisch gegenüber stand ist bei einem Sender, der vor wenigen Minuten ein Interview mit dem aus der „Nachrichtenredaktion“ des Kopp-Verlags bekannten Michael Grandt und gleich darauf Werbung für ein „The Secret„-Sequel sendete, kaum zu erwarten – und so durfte Henning Schäfer Weisheiten von sich geben, die der Nachwelt erhalten bleiben sollten (ich habe mich bei den Teiltranskripten bemüht, dem Redefluß von Herrn Schäfer eine vernünftige Interpunktion angedeihen zu lassen). Zu Beginn wird er nach dem historischen Hintergrund der Börsenastrologie gefragt, seine Antwort beschäftigt sich jedoch wenig mit der Börse:
„Also, die Börsenastrologie ist eine 5000-jährige Erfahrungslehre, kann man sagen. Früher wurden eigentlich eher Sachen analysiert, wo wie Menschen. Die psychologische Astrologie ist eigentlich ein sehr junges Feld. Früher gab es zum Beispiel Astrologen an Höfen, bei Königen, da wurden zum Beispiel Städtegründungen berechnet, oder wann fange ich einen Krieg an, oder wann geht eine Handelskarawane auf den Weg. Das waren sehr wichtige Informationen damals in den – vor 2000 oder 1000 Jahren, und dafür hat man Astrologen gebraucht“
Nach einigen weiteren Beispielen erzählt Schäfer dann davon, dass er eine Art „Geburtsdatum“ der einzelnen Aktien nutzt und daraus – in Verbindung mit den aktuellen Gestirnsständen – seine so genannten „Kosmocharts“ erstellt:
„Das sind natürlich sehr zyklische Prozesse, die dann natürlich auch bewertet werden, und werden dann praktisch in Plus und Minus in einer Sinuskurve abgetragen und so entsteht ein Kosmochart.„
OK, als Mathematiker kenn ich mich ja ein wenig mit Sinus, Plus und Minus aus – wie er damit auf sein Bildchen kommt ist jetzt zwar nicht erklärt, aber das macht ja nichts. Es geht ja um die daraus zu ziehenden Schlüsse:
Auf dem Kosmochart können sie sehen, dass der DAX jetzt noch ein bischen Potential hat, vielleicht noch bis 20. August, eventuell auch bis 20.9. noch. Das sind noch zwei wichtige markante Hochpunkte, die man sich vielleicht einmal merken soll, aber – was einfach sehr wichtig ist – dass einfach der Herbst nochmal sehr kritisch wird. Spätestens ab dem 20.9. vielleicht auch schon ab dem 21.8. soll man sehr achtsam sein und sollte dann einfach auch mal teure Kurse einfach verkaufen und dann vielleicht in den Herbst warten.
Ob der 20.9. jetzt einen markanten Hochpunkt bilden soll oder es doch schon ab dem 21.8 abwärts geht, das wäre für einen Anleger ja doch wichtig … … aber was solls, andere Börsenschwafler sind mit ihren Aussagen da ja ähnlich ungenau. Immerhin liefert Herrr Schäfer doch noch eine Zahl, denn nach dem Hinweis auf irgendeinen – nichtastrologischen – Vierjahreszyklus sieht er den DAX sich 10-15% nach unten bewegen. Genauer scheinen es die Sterne nicht sagen zu können, aber ich denke mal wenn der DAX im Dezember mindestens 5800 Punkte hat, dann lag er mit diesem Kosmochart daneben. Über seine Goldprognosen kann er sich ja mit Frau Treppner austauschen …
Mit der Weisheit der Binsen füllte auch Gerald Peraeus seinen aktuellen Newsletter – und traut sich dazu noch den Fachleuten der Bundesanstalt Statistik Österreich zu widersprechen. Diese haben nämlich für den Verbraucherpreisindex in der Alpenrepublik in den letzten Monaten nur geringe jährliche Steigerungsraten von höchstenfalls 2,0% ausgewiesen, Herr Peraeus jedoch weiß es viel besser und findet auch astrologische Begründungen:
Die Entwertung über die Notenpresse ist jener Teil, der bereits weitgehend
abgeschlossen ist. Die damit verbundene Inflationsgefahr steigt deutlich an und wird
mit dem Ingress von Neptun (Prinzip der Ent-Wertung) in die Fische bedeutend
werden; derzeit bleibt dieses neu gedruckte Geld weitgehend im Bankensektor. Dass es aber schon jetzt eine Inflation gibt, zeigen die Blicke auf die Einkaufsrechnungen. Schätzungsweise ist all das, was zum Leben wirklich benötigt wird (Wohnen, Essen, Trinken, Energie, medizinische Versorgung), gegenüber 2009 um knapp 10% teurer geworden.
10% Inflation? Aber Herr Peraeus weiß natürlich:
Dies entspricht keiner offiziellen Statistik, sondern meinen eigenen Aufzeichnungen über Rechnungen für Lebensmittel, Wohnung, Restaurantbesuche etc.
Nun gut, man kann natürlich über den Warenkorb, der solchen Inflationsberechnungen zu Grunde liegt, endlos diskutieren, aber die von ihm beispielhaft genannten – gesunkenen – Preise für Handy und Fernseher gehen insgesamt zu nicht einmal 0,5% in den Index ein, so dass sein Lamentieren bestenfalls ein Beleg dafür ist, dass er nicht so ganz verstanden hat wie das mit dem Verbraucherpreisindex funktioniert. Oder er hat im letzten Jahr einfach zu viel Geld ausgegeben – das wäre natürlich ein ganz einfacher Grund für seine bahnbrechende Inflationserkenntnis. Das kenne ich übrigens aus eigener Erfahrung: Vor 3 Jahren stiegen meine jährlichen Ausgaben auch um einen zweistelligen Prozentsatz – was natürlich nicht daran liegen konnte, dass wir uns erstmals einen Familien-Skiurlaub gönnten und außerdem ein Umzug samt Renovierung anstand …
[…] This post was mentioned on Twitter by Christian Specht, Wahrsagercheck. Wahrsagercheck said: Astrologenschwurbel: Börse runter, Inflation schon oben: http://wp.me/pm1tB-IP […]
[…] gilt indessen für Leute, die meinen, mit Börsenastrologie auf der sicheren Seite zu […]
Bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen. Was mir gleich aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass hier nur negative Beispiele, also Fehlprognosen besprochen werden. Ha, der Schäfer hat eine Fehlprognose abgeliefert, boxt ihn in den Bauch, werft ihn zu Boden, tretet ihn und dann das Messer ab in den Rücken, so ungefähr.
2010 in Oktober habe ich eine Fehlprognose abgeliefert, na und. 2011 habe ich von Januar bis März von 24 Trades 20 in den Sand gesetzt und schloss das Cosmo-Trend-Musterdepot-Traditionell Ende 2011 dennoch mit +18,24% ab. Wie jetzt das? Doch nicht etwa mit Börsenastrologie. An erster Stelle standen wohl Money-Management und Positionsgrößenbestimmung, dann kam noch die Tatsache hinzu, dass ich von Mitte Juli bis Anfang Dezember von 25 Trades 20 im Plus abgeschlossen habe. In 2011 habe ich den Dax um ca. 32% outperformt. Das Cosmo-Trend-Musterdepot schloss auf All-Time-High und hier nutzte ich nur ca. 10% meiner astrologischen Prognosepower aus.
Was mich an dieser Seite etwas stört ist die Tatsache, dass nur die negativen Prognosen erwähnt werden.
In meiner Jahresvorausschau für 2008, erschienen Ende 2007, schrieb ich unter anderem: „Der Vergleich des synodischen Saturn-Pluto-Zyklus und des Dax-Internen-Saturn-Zyklus der damaligen und jetzigen Zeit lässt den Schluss zu, dass wir uns am deutschen Aktienmarkt in der Top-Bildungsphase befinden. Dieser Gedanke wird auch von den bereits erwähnten fundamentalen Faktoren bestätigt. Von den Trigonen der Zyklen im August 2007 bis zum Abschluss der Quadratphase im Jahre 2010 vergehen ca. 35-37 Monate. Bedenkt man, dass das Tief 1974 erst 6 Monate nach dem letzten Saturn/Pluto-Quadrat eintrat, dann muss man im Extremfall bis Februar 2011 mit fallenden Kursen rechnen. Vom Top 2007/2008 aus sollten die Kurse bis 2010/2011 ca. 40% fallen.“
Der Dax fiel bis März 2009 um 55% und stand im Herbst 2011 noch 38,95% tiefer wie Anfang 2008.
In der Jahresvorausschau für 2009, erschienen Ende 2008, ging ich davon aus, dass der Dax in 2009 ein Tief im Bereich von 3600 Punkten ausbilden wird und dann bis März 2011 auf bis auf 6300-6500 steigen könnte. Siehe Link anbei: http://www.cosmo-trend.com/Bilder/0%20%20Cosmo-Chart%20Dax%2015%20Monate.gif
Der Dax fiel im Jahr 2009 auf 3580 Punkte im Tief und stieg bis April 2010 auf 6340 Punkte.
Leider konnte ich zu diesen Prognosen auf dieser Seite keine Erfolgsmeldung lesen, da ja nur die negativen Dinge berichtet werden, darüber sollte jeder Leser dieser Seite nachdenken.
Henning Schäfer
Börsenastrologe und Analyst.
Redakteur Cosmo-Trend-Börsenbrief
Mal abgesehen davon, dass Sie sich bei „März 2011“ offensichtlich vertippt haben und 2010 meinen (vgl. Grafik): Ende April ist nicht „bis März“ (und 6332 muss man schon sehr wohlwollend auf 6340 aufrunden, aber wer weiß, vielleicht ist das hier ja üblich) – und vor allem sollte besser niemand auf die Idee kommen, Ihre herbeifantasierte „Fieberkurve“ mit der tatsächlichen Entwicklung zu vergleichen…
Das ist ja kaum zu fassen, hier ging es um ein Langzeitprognsoe über 16 Monate im Vorfeld, was interessieren mich hier 1-3 Wochen. Der Dax stieg im April im Hoch auf 6341,52 Punkte. Quelle: Tai-Pan Software Dax-Xetra High. Wenn man bei einer Prognose von + 2740 Punkten 8 Punkte als Fehler heraussucht, dann muss etwas im Kopf nicht stimmen, Sorry. In der normalen Zyklentechnik ist bei Zyklenwechseln Zeitpuffer von +/- 10% allgemein akzeptiert. Warum soll das in der Börsenastrologie anders sein.
„was interessieren mich hier 1-3 Wochen“ – gut, und was sagen Sie zu den 6-4 Wochen, die dann noch übrigbleiben zwischen Ende April und Ihrer Möchtegern-Spitze Anfang(!) März?
Also bitte, eine Langzeitprognose, deren Verlauf lächerlich wenig mit der Realität zu tun hat – z.B. Ihre Tiefpunkte unter 3800 lagen im April, Juni, September (ohne rote Zahl), Oktober und Februar, in der Realität gab’s nur einen im März’09. Wenn man diese „Prognose“ als Argument für Börsenastrologie nimmt, dann, um mal auf Ihrem Niveau zu antworten, „muss etwas im Kopf nicht stimmen, Sorry“. Ein knapp verfehltes Korn macht aus dem blinden Huhn auch keinen Meister im Kornfinden.
Ich möchte Ihnen abschließend noch einmal kurz diese Langzeitgraphik für den Dax erklären. Diese Graphik ist ein Cosmo-Chart auf das Dax-Radix vom 1.7.1988. Hier werden die laufenden Planeten im Kosmos in Bezug den Planeten im Grundhoroskop gebracht, diese Verdingungen werden Transite genannt. Die Bewertungen +/- wurden im Cosmo-Chart abegtragen. Der aufgezeigte Cosmo-Chart für 2009-2010 stammt aus der Jahresvorausschau für 2009, die im Dezember 2008 erschienen ist. In einer Jahresvorausschau geht es in erster Linie um das große Bild, um die Potenziale und Gefahren für das kommende Jahr und nicht um Tagespunktprognosen. Ich persönlich finde, dass der Rahmen für 2009 bis um 1.Quartal 2010 sehr gut getroffen wurde und die Astrologie hier sehr gute Dienste geleistet hat. Ich wünsche Ihnen aber auch ohne Astrologie gute Investitionsentscheidungen für Ihre Zukunft.
Wenn’s Ihnen nur um „das große Bild“ geht, warum veröffentlichen Sie dann eine genaue Grafik, in der Sie auch etliche Extremwerte in rot eintragen? Wenn’s Ihnen um „Potenziale und Gefahren“ geht, sollte es dann nicht zumindest um Wochen oder einzelne Monate gehen, in denen es Potenziale und Gefahren gibt – die Sie deutlich verfehlt haben bzw. die gar nicht stattfanden, wie bei den Tiefpunkten angesprochen? Dass die Kurse irgendwann mal in dem Jahr stark steigen und mal stark fallen können, weiß ja eh jeder. (Nur Astrologen würzen das halt mit Geschwurbel.)
Das ist doch reine Augenwischerei mit Ihren „Prognosen“ und der Grafik – wenn zufällig mal eine starke Kursänderung in die Nähe ihrer Zacken gefallen wäre, hätten Sie öffentlich darüber gejubelt; so, wo der ganz grobe Rahmen sich noch durch Ignorieren aller Einzelheiten halb reinquetschen lässt, tun Sie das; und wenn’s noch schlechter gepasst hätte, wären Sie hier still geblieben oder hätten eine andere Ausrede gehabt. Typisch für Astrologen eben. Aber mal ordentlich vorher festlegen, was man denn wie vorhersagen und wie bewerten will – wie’s der Herr Wahrsagercheck ja auch immer wieder anspricht? Üblicherweise Fehlanzeige.
@Henning Schäfer
Wenn Sie in der Lage sind, irgendwelche Prognosen über den DAX mittels astrologischer Analyse zu machen, dann zeigen Sie doch einfach was sie können. Das geht ganz einfach:
Sie machen ihre astrologische DAX-Prognose, wobei sie allerdings vorher (!!) genau festlegen müssen, unter welchen Umständen diese Prognose als eingetroffen gilt und unter welchen Umständen eben nicht.
Dann kann man beurteilen, ob ihre Prognosen besser sind als reines Raten, oder eben nicht. Dass eine hohe Trefferquote dabei nicht unbedingt überraschend sein muss, habe ich in einem anderen Fall schon vor Jahren gezeigt.
Trauen sie sich zu, ihren Worten Taten folgen zu lassen? Andere haben das immerhin auch schon gewagt …