Wünschelruten, Bovis-Einheiten und Louis de Funes

31 08 2010

Die FAZ berichtete über den aktuellen GWUP-Test, bei dem ein Herr Müller mit Hilfe seiner Wünschelrute herausfinden wollte, ob ein Stromkabel unter Spannung steht, oder etwa nicht. Die 24 Treffer bei 50 Versuchen entsprachen ziemlich genau der Zufallserwartung, und waren natürlich ein enttäuschendes Ergebnis für den Herrn. Ob er allerdings tatsächlich auf die 10.000 Euro Preisgeld beim erfolgreichen Bestehen dieses Tests (das hätte mindestens 40 Treffer erfordert) angewiesen war, das muss bei seinen Angaben bezweifelt werden, immerhin soll sich sein „Abschirmvlies“ für 90 Euro pro Stück ja bisher ganz gut verkauft haben …

Ein anderer Kandidat, der sich für einen ähnlichen Test angemeldet hatte, trat hingegen gleich gar nicht an:

Eigentlich hatte vor Müller noch ein anderer Kandidat antreten sollen, der feststellen wollte, ob Eimer mit Wasser gefüllt sind oder nicht. Er rief Mahner am Morgen des Tests aber an und sagte, dass der Teppich im Flur seines Hotels über Nacht schlechte Strahlung abgegeben habe und deswegen sein innerer BE-Wert durcheinander sei. Was ein BE-Wert ist, kann hier niemand erklären.

Das mit dem BE-Wert ist eigentlich ganz einfach: Es handelt sich dabei mit ziemlicher Sicherheit um die unter Wünschlern beliebten Bovis-Einheiten. Auch ohne genaue Kenntnis des bösen Teppichs im Hotelflur wäre dem Mann leicht zu helfen gewesen, und da kommt schon wieder der Name eines Herrn Müller ins Spiel. Der spielt nämlich eine Rolle in folgendem kurzen Sketch von Louis de Funes

… und die dort erwähnte Muskatnuss hätte den BE-Haushalt des verhinderten Wassereimerwünschlers doch ganz bestimmt wieder in Einklang bringen können – zumindest wenn man der Tabelle auf dieser Webseite glauben will. Während die „gute Vitalstrahlung beim Menschen“ (was immer das auch sein mag) mit 7000-8000 Bovis-Einheiten (BE) angegeben wird „strahlt“ die Muskatnuss mit sagenhaften 34000 BE,  Laut dieser Seite also in einem „kosmischen Strahlenbereich

Vielleicht war das dem Mann aber auch einfach zu gefährlich, denn die oben verlinkte Tabelle weist 14000 BEs als „Schwelle zur Verwandlung“ aus, und da sollte man dann doch lieber vorsichtig sein.

Deshalb reagiere ich auf die Strahlenschleuder auf meinem Schreibtisch …

… mit zwei vor sich hin strahlenden Handys und einem DECT-Telefon. Nachdem ich auch den WLAN-Router im Arbeitszimmer aufstellte haben sich die aus meinem Schädel gewachsenen Fühler inzwischen auch weitgehend zurückgebildet. Trotzdem traue ich mich noch nicht, eine Goji-Beere (355000 BE) zu essen …

PS:

Dass der Namensgeber dieser Schwurbelwerte – Andre Bovis – tatsächlich ein Physiker gewesen sein soll, wie auf mehreren Seiten (hier, da oder dort) nachzulesen, mag ich nicht glauben. Zwar kommt es vor, dass auch gestandene Physiker gravierenden Irrtümern unterliegen (mir fällt da immer René Blondlot mit seinen N-Strahlen ein), aber dass einer Ende des 19. Jahrhunderts irgendwelche Skalen erfunden hat, bei denen man Werte mittels Pendeln und Wünscheln ermittelt, scheint mir doch nur der übliche Versuch von Esoterikern zu sein, mittels Angabe möglichst Ehrfurcht-erheischender Titel und Berufsbezeichungen ein lächerliches Gedenkenkonstrukt plausibler klingen zu lassen. Laut der französischen Wikipedia war der Mann „radiesthésiste“ (Rutengänger), ebenso in der englischen und der deutschen Version.


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3 responses

2 09 2010
Tweets that mention Wünschelruten, Bovis-Einheiten und Louis de Funes « Wahrsagerchecks Blog -- Topsy.com

[…] This post was mentioned on Twitter by Christian Specht, Wahrsagercheck. Wahrsagercheck said: Wünschelruten, Bovis-Einheiten und Louis de Funes: http://wp.me/pm1tB-Ad […]

4 09 2010
Cool Graffiti Paris images | The Urban PhotoJournal

[…] Wünschelruten, Bovis-Einheiten und Louis de Funes « Wahrsagerchecks Blog […]

13 09 2010
Daniel

Ja bei dem mit den Physikern bin ich mir sicher.

Bei einer Diskusion über Homöopathie mit dem ganzen bekannten Unfug, kam ein Univ.-Dozent und meinte das man auch nicht an Telepathie glauben wollte, bis es durch die Quantenmechanik bestätigt wurde.

Zuerst dachte ich mir mal hääääääääää

Dann meinte ich vorsichtig, daß Telepatie nicht möglich sein sollte sondern nur so was wie Teleportation. Kam immerhin neben wüsten Beleidigungen ein Paper!!!!!!!!!!
Wow super da kommt tatsächlich ein Paper. Na egal das es in einer weltbewegend wichtigem Journal aus der Türkei kommt, aber immerhin wirkt alles mal korrekt und es ist ein Paper. Ich hätte bei einem so gewaltigen Schritt zwar eher Science oder Nature erwartet, aber wer weiß, vielleicht hat er die dort auch als Zwerge und Wichte und so weiter bezeichnet, wie sie leiseste Kritik erklingen ließen.

Dann lädt man das Paper und um was geht es??
QUANTENTELEPORTATION

Wow!!!

Wer spinnt jetzt?

Der Autor oder ich?

Also inzwischen frage ich mich langsam, warum ich nicht auch Hundekot aufsammle, schüttle und dann daraus 1000000 hypergetische Heilschnüre erzeuge die die Fluktuität der Zequanten(TM) ausgleichen und damit für gesunden Schlaf selbst in Quantenverseuchten, Atom bedrohten und Genverseuchtem Umfeld ermöglichen und nebenbei die schädlichen Nebenwirkungen von Medikamenten um sagenhafte 99,63% reduzieren (zumindest solange man die Heilschnur trägt).

Also alles gute

PS.: Wann kommen die fehlenden Teile des Essays????

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