B. Sc. = Bachelor für Scharlatanerie?

29 07 2011

Was ein Bachelor ist wird in der Wikipedia ausführlich erklärt:

der erste akademische Grad eines gestuften Hochschulstudiums und zugleich staatliche Abschlussbezeichnung einer grundständigen wissenschaftlichen Ausbildung […]

Der B. Sc. (Bachelor of Science) bezeichnet dann einen solchen Abschluss in Natur-, Ingenieur- oder Wirtschaftswissenschaften. Diesen Titel kann man zum Beispiel auch auf der – privaten – H:G Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin erwerben. Das wäre nichts besonderes, wenn nicht einer der Studiengänge tatsächlich einen B. Sc. in Komplementärmedizin anbieten würde.

Nehmen wir mal obige Definition für den Bachelor beim Wort und schauen uns an welche Inhalte das Studium der Komplementärmedizin denn so umfassen soll:

Das Studium der Komplementärmedizin vermittelt sowohl Kenntnisse und praktische Anwendungen in Homöopathie, Akupunktur und vielen weiteren naturheilkundlichen Verfahren …

OK, das kann man ähnlich in den Werbebroschüren beliebiger Heilpraktikerschulen lesen nur wird dort meines Wissens eben kein Bachelor verliehen. Wie war das beim Bachelor mit der „grundständig wissenschaftliche[n] Ausbildung“? Die Anbieter dieses Studiums scheinen dies zumindest im Hinterkopf gehabt zu haben, denn der nächste Halbsatz winkt mit einem kleinen wissenschaftlichen Fähnlein:

… auf wissenschaftlichem Niveau als auch medizinische Grundkenntnisse in Anatomie, Physiologie und Pathologie.

Dass in einem Studium, das irgendwie das Wort „Medizin“ im Namen führt, Grundkenntnisse in Anatomie, Physiologie und Pathologie vermittelt werden ist eine Selbstverständlichkeit. Wie soll aber die praktische Anwendung z.B. der Homöopathie auf wissenschaftlichem Niveau stattfinden? Im GWUP-Blog waren vor einiger Zeit folgende Zeilen zitiert worden, die das Verhältnis von Homöopathie und Wissenschaft meines Erachtens sehr gut darstellen:

Meiner Meinung nach, kann man nicht gleichzeitig Arzt, Wissenschaftler und Homöopath sein. Entweder man ist Arzt und Wissenschaftler -> dann kann man kein Homöopath sein. Oder man ist Arzt und Homöopath -> dann kann man kein Wissenschaftler sein. Wenn man aber Wissenschaftler und Homöopath ist, dann hat man die Bezeichnung Arzt nicht verdient, weil man genau weiß, dass Patienten getäuscht und ausgenommen werden

Ob die im Curriculum aufgelisteten Kurse dieses Dilemma in irgend einer Weise problematisieren möchte ich bezweifeln. Dezidierte Kurse über wissenschaftliche Methodik und deren Anwendung sind mir nicht aufgefallen (außer vielleicht „Statistik der Biometrie / Evaluation und Forschungsmethodik“), die würden aber wohl auch das Ziel einer Ausbildung in Komplementärmedizin ziemlich in Frage stellen.

Eigentlich ist es mir ja egal, wer wen in was ausbilden möchte. In diesem Fall wird jedoch ein staatlich anerkannter, wissenschaftlicher Titel für etwas verliehen, das mit Wissenschaft – zumindest überwiegend – nichts zu tun hat. Das ist in etwa so, als würde eine – ggf. private –  Hochschule für Mathematikinteressierte Kurse im Kreisquadrieren mit Zirkel und Lineal oder für Physikfans Kurse in der Überwindung der Gravitation anbieten – und dafür ebenfalls einen entsprechenden Titel verleihen wollen.

Es kann natürlich auch sein, dass die genannte Hochschule nur einen neuen B. Sc. erfunden hat, der in der Auflistung auf Wikipedia noch fehlt, den Bachelor of Scharlatanerie





Ein Dingens zum Wetter machen!

27 07 2011

In den letzten Wochen war das Wetter ja nicht so toll. Der andauernde Regen ließ einen Journalisten letzten Freitag sogar folgende Verzweiflungsüberschrift verfassen: Tief Otto blieb erwartungsgemäß unbeeindruckt, denn so einfach liess es sich eben nicht verscheuchen.

Dabei ist Tief Otto ist gar nicht schuld an dem schlechten Wetter – das hat ganz andere Gründe. Es sind – man glaubt es kaum – die Lieblingshimmelsphänomene der Verschwörungsfraktion, die Kämmtrails Chemtrails! Erklärt wird das auf einer leicht kommerziellen Webseite mit folgenden Worten:

In Folge von chemtrails zieht meist eine dichte Wolkendecke den Himmel zu. So dass man vieler Orts die chemtrails überhaupt nicht zu Gesicht bekommt.

Man weiß es selbst ganz genau, bei trüben Wetter kommen recht schnell auch trübe Gedanken auf. Und trübe schlecht gelaunte oder auch traurige Menschen lassen sich viel leichter beeinflussen und steuern von Funk und Fernsehen,
aber auch von den Print-Medien( Zeitschriften, Bücher), als gut gelaunte lebenslustige und lebensfrohe Menschen.

Aha! Das schlechte Wetter soll also dafür sorgen, dass wir leichter von Funk und Fernsehen „gesteuert“ werden können. Aber wohin? Und warum? Auch hier findet diese Seite eine Antwort:

Auf der Erde setzt unaufhaltsam eine Erhöhung des Bewusstseins der Bevölkerung ein, und diese ganzen chemtrails( schlechtes trübes Wetter) und die negativen Medien sind nur ein letzter verzweifelter Versuch dies zu verhindern.

Ui! Eine Erhöhung des Bewusstseins? Hab‘ ich noch gar nichts von gemerkt! (Ist aber auch kein Wunder bei dem Mistwetter!) Wie äußert sich das? Vielleicht ja darin, dass sich immer mehr Menschen irgendwelche Abwehrutensilien gegen diese pöhsen Chemtrails kaufen (sollen). Das wäre wohl der Wunsch des Autors dieser Seite, denn der verkauft solche Teile seit Jahren. Sahen diese Chemtrailabwehrdinger anfangs noch ziemlich häßlich aus und trugen teilweise martialische Namen (z.B. hhg für „heilige Handgranaten“) so hat eine Art Evolution dafür gesorgt, dass die Dinger inzwischen sogar als unscheinbare Kunstobjekte durchgehen. Glauben sie nicht? Hier ein paar Screenshots des alten Krams …

… und hier das neue Dingens, das …

… wie der Text unter dem Bild zeigt außerdem für den blauen Himmel verantwortlich gemacht wird, weil …

Der EnergieKegel bricht die Wolkendecke auf, einige Tage nachdem man den EnergieKegel aufgestellt hat, färbt sich der Himmel oft in ein dunkles Rot.
Dadurch das die chemtrails nicht mehr ihre volle Wirkung erzielen können,
verschwinden die Wolken über dem EnergieKegel, und man sieht die
gesamte Verschmutzung der Atmosphäre. […]

Nach einiger Zeit wird immer öfter ein schöner Blauer Himmel zu sehen sein,
wenn der EnergieKegel die Umgebung gereinigt hat.

So einfach ist das also! Man stellt einfach diese kleinen, unscheinbaren weißen Gipskegel Energiekegel auf und schon wird der Himmel blau. Wie das ganze funktionieren soll wird übrigens auch mit Hilfe eines Bilds „erklärt“:

Der Gips bündelt also irgend eine Energie, die dann die bösen Wolken – und ganz zu allererst natürlich die Chemtrails – vertreibt. Beweisfotos gibt’s auch, aber die sollte man sich auf den Seiten selbst anschauen.

Sollte man solche Kegel nicht einfach flächendeckend in Deutschland aufstellen? Gemäß dem Hersteller müsste es mit dem schlechten Wetter dann ja ganz schnell vorbei sein: das ganze Land würde sich in der Sonne räkeln und nette Grillabende mit Freunden würden die Beeinflussung der Bevölkerung durch Glotze und andere Medien zumindest erschweren. Ganz zu schweigen von der dann einsetzenden Bewusstseinserhöhung …

Der Preis von 30 Euro (excl. MWSt., plus 3,90 Euro Versandkosten – also 39,60 Euro insgesamt) macht das Ganze übrigens zu einem absoluten Schnäppchen, wenn man vergleicht wie viel Geld Menschen ansonsten dafür ausgeben, dass sie ein paar Tage in der Sonne liegen können.

Andererseits: Wenn überall solche Kegel ‚rumstehen und die Wolken vertreiben, was würden die Landwirte dazu sagen? Kann man die Dinger wenigstens abschalten, wenn Wälder, Wiesen und Felder nach Flüssigkeit dürsten? Einen Schalter habe ich nicht gesehen, aber vielleicht nützt es ja, die Kegelchen einfach in den Keller zu verbannen, oder mit einem Tuch zu verhängen. Leider steht darüber nichts auf den Seiten des Herstellers.

Bevor ich mir so ein Kegelchen zulege warte ich erst noch auf den nächsten Evolutionsschritt. Wie man bereits an der heutigen Form sieht, fehlen nur noch eine Portion Miniaturisierung, kleine farbliche Anpassungen und ein paar Änderungen im verwendeten Material, dann eignet sich dieses Dingens perfekt für’s kommende Weihnachtsgeschäft:

(da dieses Video nicht mehr da ist, hier eine Art Ersatz:

…)





Fukushima-Leichenfledderer-Nachtrag

26 07 2011

Das katastrophale Erdbeben im Norden Japans ist zwar lange vorbei, aber irgendwie war mir ein Leichenfledderer-Interview im DAF durch die Lappen gegangen. Nach 01:17 Minuten erklärt Herr Felber etwas absolut Sensationelles:

Prinzipiell ist es schon so, dass man auch Erdbeben mit Hilfe der Astro-Kartographie voraussagen kann bzw. zumindestens Breitengrade auf der Erde festlegen kann wo zu welchen Zeiten besonders erhöhte Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass ein Erdbeben stattfindet.

Wow! Da stellt sich nur die Frage, warum hat er denn nicht nachgeschaut?

Dass man dies dann noch auf ein bestimmtes Land einschränken kann, dafür müsste man dann die verschiedenen Nationalhoroskope durchschauen und das ist eine unglaubliche Menge an Arbeit für einen Astrologen so dass er dies von vorne herein nicht tut …

Zu viel Arbeit also. Tja, schade aber auch. Nicht nur, dass damit Menschenleben hätten gerettet werden könnten, auch finanziell würde sich der Aufwand doch eigentlich lohnen: Es winken nämlich nicht nur Ruhm und Ehre sondern auch eine Million Dollar!

… und gleichzeitig stellt sich natürlich die Frage der Sinnhaftigkeit …

Wie bitte? Es macht also keinen Sinn, Menschenleben zu retten? Und – in diesem Fall – wäre es keine gute Idee gewesen, vielleicht einige Wochen vorher (da war die astrologische Konstellation ja schon bekannt) darauf hinzuweisen, dass man Kernkraftwerke in bestimmten Regionen vielleicht vorsorglich doch herunterfahren soll? Für mich zeugt diese Aussage von Herrn Felber von einer gewissen Menschenverachtung …

… denn nur zu leicht ist es im Grunde nur eine Panikmache und im Endeffekt erntet er das Gelächter wenn’s nicht eintritt.

Natürlich erntet der Astrologe Gelächter, wenn seine vollmundig verkündeten Prognosen nicht eintreffen. Stellt er sich aber mit Behauptungen wie den oben zitierten einer fairen und offenen Überprüfung, dann macht er sich keinesfalls lächerlich, sondern zeigt dass er bereit und gewillt ist seine Behauptungen zu belegen.

Herr Felber tut dies allerdings nicht. Er behauptet zwar, dass die Voraussage von Erdbeben mittels der Astrologie möglich sei, redet sich dann aber mit fadenscheinigen Ausreden (zu viel Arbeit) heraus. So darf er sich nicht wundern, wenn man ihn in der Öffentlichkeit in die Riege der schamlosen Leichenfledderer einreiht, die auf den Leichen der Opfer dieser Katastrophe ihr astrologisches Werbesüppchen kochen zu müssen glauben.

Sollte Herr Felber zu einem Test seiner behaupteten Fähigkeiten bereit sein, revidiere ich selbstverständlich gerne den obigen Text. Dann ziehe ich sogar meinen virtuellen Hut, übrigens auch dann, wenn seine Voraussagen falsch sein sollten.

PS: Dass die sich Redakteurin nennende Mitarbeiterin des DAF auch hier nicht eine einzige kritische Nachfrage stellt überrascht nicht wirklich. Frau Thonak lässt sich offensichtlich gerne von Sterndeutern irgendwelchen Unsinn erzählen.





Frauen-WM-Tierorakel-Nachschlag: Nelly versagt! (Update)

14 07 2011

Eigentlich dachte ich ja, dass die hiesiegen Tierorakel nach dem Ausscheiden der deutschen Fußball-Damen jetzt doch lieber schweigen, aber sowohl im Serengeti-Park als auch in den SeaLife-Aquarien wurde weiter orakelt. Dabei hat das bisher makellose Trörakel Nelly beim Halbfinale schmählich versagt (zwei Tipps, beide daneben), während von den 7 verbliebenen SeaLife-Kraken immerhin 4 auf die richtigen Siegerinnen tippten (sie durften wohl nur ein Spiel raten).

Vielleicht war ich zu voreilig, als ich Nelly bereits zur Siegerin erklärte, mit 4 Treffern bei 6 Versuchen liegt sie wahrscheinlichkeitstechnisch jetzt wieder hinter der Berliner Octopodin Ophira, mit 4 Treffer bei 5 Versuchen – und sie hatte bei den ersten 3 Spielen noch erschwerte Bedingungen (sie konnte offensichtlich Sieg, Unentschieden oder Niederlage raten). Egal wie die letzten Tipps (SeaLife kündigt neue Tipps für den 15.7. an) jetzt ausgehen: Paul’s Quote wird wohl noch längere Zeit unerreichbar bleiben.

Update (18.7.)

Jetzt sind auch die letzten Spiele vorausgesagt und ich muss meinen Orakelsiegesglückwunsch an die wackere Elefantendame Nelly jetzt doch nicht  zurücknehmen. Zum Finale schaffte sie ihren fünften Treffer (bei sieben Spielen) und hat damit immerhin einen mehr als die Berliner SeaLife-Krake Ophira (vier Treffer bei sechs Spielen). Für die im nächsten Jahr anstehende Europameisterschaft sage ich jetzt schon mal voraus, dass es neben irgendwelchen Wassertieren bei SeaLife auf jeden Fall mehr Tierorakel geben wird, als jetzt bei der Frauen-WM.





Orakeltierfinale: Nelly gewinnt

10 07 2011

Wer hätte gedacht, dass das gestrige Viertelfinalspiel zwischen den deutschen und japanischen Kickerinnen gleichzeitig das Finale im Wettbewerb der Orakeltiere ist? Die Elefantendame Nelly hat dabei ihr 4. Spiel in Folge richtig geraten und darf sich daher als Siegerin wähnen. Wenn im nächsten Jahr die Herren um den Europameistertitel kämpfen kann sie ja versuchen ihren Titel zu verteidigen. Die SeaLife-Aquarien werden bestimmt wieder mit von der Partie sein, und vielleicht auch die vom Radiosender 1Live ins Rennen geschickte Orakelsau – obwohl: die hatte ja den deutschen Damen schon gegen Frankreich keinen Sieg zugetraut.





Krake oder Elefant: 2 Kandidatinnen für Pauls Nachfolge (Update)

1 07 2011

Im Orakelwettbewerb der acht SeaLife-Kraken steht nach dem Sieg der deutschen Fußballdamen gegen Nigeria nur noch Ophira aus Berlin auf der Liste der Oktopoden, die wirklich in Paul’s FußTentakelstapfen treten können. Sie hat es als einzige geschafft, zwei Mal den richtigen Spielausgang vorauszusagen – um als legitime Nachfolgerin Pauls zu gelten fehlen zwar noch ein paar richtige Tipps, aber der Rest der SeaLife-Konkurrenz hat ja noch nicht einmal diese beiden Treffer erzielt. Man kann darüber streiten, ob man den drei Kraken, die immerhin ein Mal richtig lagen, noch eine Chance geben mag – immerhin war die Wahrscheinlichkeit eines Treffers bei diesen Prognosen eine etwas andere (irgendwie können ja auch Unentschieden vorausgesagt werden), so dass die Wahrscheinlichkeit für 2 Treffer in Folge mit 1/9 (gegenüber 1/4) doch weit geringer war als bei Paul.

Im Rennen um den Titel des erfolgreichsten Frauen-WM-Prognosetieres hat sich inzwischen eine weitere Kandidatin aufgedrängt: Nelly, die kickende Elefantendame aus dem Serengetipark Hodenhagen hat den deutschen Kickerinnen schon zwei Mal vorgemacht wie’s geht und  einen Ball in das mit der Fahne der jeweils anderen Mannschaft geschmückten Tores geschossen. Ob sie nächsten Dienstag das Tor mit der Trikolore trifft?

Update 5.7.:

Nach dem Sieg der deutschen Kickerinnen gegen Frankreich bleiben Ophira und Nelly weiterhin fehlerfrei bei ihren Prognosen. Überraschend auch, dass die Tipps der 8 SeaLife-Prognosekraken dieses Mal weit weniger „gestreut“ haben als bei den beiden vorherigen Spielen. 5 mal wurde auf Deutschland und 3 mal auf Unentschieden getippt – ob das jetzt wirklich reiner Zufall war? Oder haben die SeaLife-Leute da ein wenig nachgeholfen? Oder liegt es vielleicht  daran, dass die Kraken durch die regelmäßigen Prognoseübungen besser werden? Gilt Lezteres, dann müsste das ja bei den nächsten Spielen leicht zu erkennen sein.








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