Was ein Bachelor ist wird in der Wikipedia ausführlich erklärt:
der erste akademische Grad eines gestuften Hochschulstudiums und zugleich staatliche Abschlussbezeichnung einer grundständigen wissenschaftlichen Ausbildung […]
Der B. Sc. (Bachelor of Science) bezeichnet dann einen solchen Abschluss in Natur-, Ingenieur- oder Wirtschaftswissenschaften. Diesen Titel kann man zum Beispiel auch auf der – privaten – H:G Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin erwerben. Das wäre nichts besonderes, wenn nicht einer der Studiengänge tatsächlich einen B. Sc. in Komplementärmedizin anbieten würde.
Nehmen wir mal obige Definition für den Bachelor beim Wort und schauen uns an welche Inhalte das Studium der Komplementärmedizin denn so umfassen soll:
Das Studium der Komplementärmedizin vermittelt sowohl Kenntnisse und praktische Anwendungen in Homöopathie, Akupunktur und vielen weiteren naturheilkundlichen Verfahren …
OK, das kann man ähnlich in den Werbebroschüren beliebiger Heilpraktikerschulen lesen nur wird dort meines Wissens eben kein Bachelor verliehen. Wie war das beim Bachelor mit der „grundständig wissenschaftliche[n] Ausbildung“? Die Anbieter dieses Studiums scheinen dies zumindest im Hinterkopf gehabt zu haben, denn der nächste Halbsatz winkt mit einem kleinen wissenschaftlichen Fähnlein:
… auf wissenschaftlichem Niveau als auch medizinische Grundkenntnisse in Anatomie, Physiologie und Pathologie.
Dass in einem Studium, das irgendwie das Wort „Medizin“ im Namen führt, Grundkenntnisse in Anatomie, Physiologie und Pathologie vermittelt werden ist eine Selbstverständlichkeit. Wie soll aber die praktische Anwendung z.B. der Homöopathie auf wissenschaftlichem Niveau stattfinden? Im GWUP-Blog waren vor einiger Zeit folgende Zeilen zitiert worden, die das Verhältnis von Homöopathie und Wissenschaft meines Erachtens sehr gut darstellen:
Meiner Meinung nach, kann man nicht gleichzeitig Arzt, Wissenschaftler und Homöopath sein. Entweder man ist Arzt und Wissenschaftler -> dann kann man kein Homöopath sein. Oder man ist Arzt und Homöopath -> dann kann man kein Wissenschaftler sein. Wenn man aber Wissenschaftler und Homöopath ist, dann hat man die Bezeichnung Arzt nicht verdient, weil man genau weiß, dass Patienten getäuscht und ausgenommen werden
Ob die im Curriculum aufgelisteten Kurse dieses Dilemma in irgend einer Weise problematisieren möchte ich bezweifeln. Dezidierte Kurse über wissenschaftliche Methodik und deren Anwendung sind mir nicht aufgefallen (außer vielleicht „Statistik der Biometrie / Evaluation und Forschungsmethodik“), die würden aber wohl auch das Ziel einer Ausbildung in Komplementärmedizin ziemlich in Frage stellen.
Eigentlich ist es mir ja egal, wer wen in was ausbilden möchte. In diesem Fall wird jedoch ein staatlich anerkannter, wissenschaftlicher Titel für etwas verliehen, das mit Wissenschaft – zumindest überwiegend – nichts zu tun hat. Das ist in etwa so, als würde eine – ggf. private – Hochschule für Mathematikinteressierte Kurse im Kreisquadrieren mit Zirkel und Lineal oder für Physikfans Kurse in der Überwindung der Gravitation anbieten – und dafür ebenfalls einen entsprechenden Titel verleihen wollen.
Es kann natürlich auch sein, dass die genannte Hochschule nur einen neuen B. Sc. erfunden hat, der in der Auflistung auf Wikipedia noch fehlt, den Bachelor of Scharlatanerie
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