Ach manchmal muss man Astrologen (zumindest einige) einfach gern haben. Es ist einfach zu schön, wie einige keine Gelegenheit auslassen, die Aussagen von Skeptikern zu bestätigen. Dieses Mal geht es um einen – ganz neuen – „Wettbewerb“, der hier angekündigt wird, und an dessen Zustandekommen ich offensichtlich nicht ganz unschuldig zu sein scheine. Ausgangspunkt war wohl mein Schwurbelei-Artikel, der einige wortreiche Kommentare anregte und offensichtlich dazu führte, dass wieder einmal ein Astrologe zeigt, dass er genau das kann, was Harry G. Frankfurt mit dem englischen Wort für Fäkalien männlicher boviner Lebensformen beschreibt. Hier wird das etwas kürzer beschrieben, die zwei entscheidenden Ausschnitte sind diese:
Frankfurt unterscheidet Bullshit von Information oder Mitteilung. Bullshit grenzt an Lüge, ist mit ihr aber nicht gleichzusetzen. Bullshit-Äußerungen geht es nicht darum, wahr (oder unwahr) zu sein – das ist ihnen gleichgültig. Bullshit kann als „heiße Luft“ verstanden werden, Reden ohne Substanz und Inhalt.
Fragt sich aber doch, wie Bullshit entsteht. Frankfurt erwähnt zum einen, dass Bullshit „unvermeidbar“ wird, wenn „die Umstände Menschen dazu zwingen, über Dinge zu reden, von denen sie nichts verstehen“.
Eigentlich reicht der letzte Satz, wobei einen eigentlich niemand zwingt, solchen Kram zu reden oder zu schreiben. Aber wer das tut – und sogar auch noch öffentlich! – der darf sich nicht wundern, wenn er/sie Gegenwind bekommt. Ich möchte am Ende beginnen, denn da wünscht sich der Autor, dass man Auszüge aus seinem Text nur nach Rücksprache mit ihm veröffentlichen dürfe. Das ist allerdings nicht so ganz richtig, denn in Deutschland gibt es auch ein „Zitatrecht“ – nachzulesen bei Wikipedia. Ein Zitat (!!) hieraus:
Die Verwendung von Zitaten ist durch das Urheberrecht geregelt und unter bestimmten Voraussetzungen gestattet, ohne dass eine Erlaubnis des Urhebers eingeholt oder diesem eine Vergütung gezahlt werden muss (§ 51 UrhG in Deutschland, siehe unten). Die allgemeine Begründung dafür ist, dass Zitate der kulturellen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung einer Gesellschaft dienen (siehe auch Informationsfreiheit). Zitate stellen einen Unterfall der urheberrechtlichen Schranken dar.
Ja, ich gebe zu, dass ich in meiner sinngemäßen Wiedergabe des vom Autor erhofften Zitatverbots das kleine Wort „sinnentstellend“ verschwiegen habe. Aber ich habe ja auch nicht wörtlich zitiert, und ich möchte mich für meinen Fauxpas hiermit entschuldigen. Hätte ich mich doch getraut, wörtlich zu zitieren, dann wäre das nicht passiert …
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Der Autor des Textes hat sich wirklich Mühe gegeben – schreibt er zumindest. Und er hat – Skandal! – weder auf meiner, noch auf den Webseiten anderer Skeptiker irgendeine Widerlegung der Astrologie gefunden. Wow! Das muss ja ‚mal ganz laut öffentlich verkündet werden!
>>>Und deshalb ruft der Autor die Skeptiker der Welt auf, doch bis Ende des Jahres endlich ‚mal eine Widerlegung der Astrologie zu liefern. <<<
Tja, leider wieder nur ein Beleg für den oben zitierten Satz über nicht verstandene Dinge. Da hilft es auch nicht weiter, dass er dieses Zitat einer geschätzten Science-Bloggerin bringt, die vor fast genau 3 Jahren schrieb:
„In den Naturwissenschaften gibt es keine 100%igen Beweise, sondern immer einen Haufen von Belegen. Irgendwann ist eine Idee so schlüssig und mit derart vielen Experimenten belegt und gleichzeitig spricht auch nichts oder sehr wenig gegen diese, so dass die Idee – genauer die Hypothese – ein verlässliches Fundament für weitere Arbeiten wird. Sie wird Teil einer Theorie.“
Eigentlich steht das Entscheidende ja drin, nämlich das mit den vielen Experimenten. Und genau daran krankt es eben bei den Astrologen. Wo sind die Belege für ihre Behauptungen? Ich warte seit über 20 Jahren darauf (damals wusste ich noch gar nicht was ein Skeptiker ist, geschweige denn dass es einen solchen Verein wie die GWUP gibt)! Und nein, persönliche Erfahrungen zählen nicht – es müssen schon objektivierbare Belege sein, solche, die von anderen jederzeit nachvollzogen werden können und bei denen tatsächlich die Analyse der Gestirnsstände einzig und alleine zu einem Wissensvorsprung führt. Dabei hat es die Astrologie sogar wirklich leicht: Gib mir Geburtsdaten, ich Astrologe erstelle ein Horoskop – und schon erkennt sich der Kunde darin wieder (ich weiß, das funktioniert – allerdings auch, wenn der Kunde ein falsches Horoskop erhält! Also zählt das dann eben nicht!). Oder der umgekehrte Weg: Gib mir die Lebensdaten von ein paar Leuten (alle, die die Astrologen möchten) und – getrennt davon – die Geburtsdaten. Können die Astrologen die persönlichen Daten den Geburtsdaten zuordnen? Nein! Können sie nicht! Oder mein Lieblingstest: Astrologen sollen anhand der Geburtsdaten herausfinden, ob eine Person besonders extrovertiert oder besonders introvertiert ist. Nicht mehr. Ein solch herausstechendes Charaktermerkmal (man hatte nur die Geburtsdaten von Personen verwendet, die in mehreren psychologische Untersuchungen Extremwerte in diesen Kriterien hatten – also selten extro- bzw. selten introvertierte Personen) müsste doch irgendwie aus dem Horoskop alleine ermittelbar sein! War es aber nicht – die Trefferquote der Astrologen war so gut wie reines Raten oder ein einfacher Münzwurf. Quellen zu solchen und anderen Untersuchungen werden zum Beispiel hier genannt (obwohl ich den Text insgesamt als ein wenig schräg empfinde).
Aber es wird ja das Umgekehrte gefordert. Der Beweis des Nichtfunktionierens der Astrologie. Aber genau da versagt die Wissenschaft tatsächlich. Die Nichtexistenz kann man nicht beweisen. Das geht einfach nicht. Die Nichtexistenz eines realen Pumuckl kann niemand beweisen. Fiktion aus einem Kinderbuch? Bitte beweisen, dass solch ein rothaariger Kobold (scheu, weitgehend unsichtbar) nicht in irgendeiner Ecke des Amazonasurwalds, in irgend eines Steilwand im Himalaya oder auf dem 5. Jupitermond lebt! Egal wo man hinschaut, der Pumuckl-Fan kann immer damit argumentieren, dass der kleine Kobold sich eben gerade versteckt hat (und unsichtbar machen kann er sich sowieso). Die Nichtexistenz kann man nicht beweisen! Es geht immer darum, so starke Belege (im Sinne des obigen Zitats) zu liefern, dass man diese Theorie – wie beschrieben – als schlüssig ansieht. Findet irgendwer ein einziges (!) Gegenbeispiel, dann ist die Theorie nicht mehr allgemein gültig (wie die Newtonsche Gravitationsteorie, die erst eine allgemeine Theorie war und heute „nur noch“ eine – sehr gute – Näherung darstellt, da Einstein das Ganze mit seiner Relativitätstheorie erweitert hat) oder vollständig falsifiziert.
Also es gilt weiterhin für die Astrologen: Her mit den Belegen! Die Beweislastumkehr ist unwissenschaftlich – und deswegen macht das auch niemand, der Ernst genommen werden möchte. Oder können die Herren und Damen mit dem Sterndeutungsfaible zweifelsfrei beweisen, dass der Weihnachtsmann nicht exitiert, dass nicht zumindest für so manche vermeintlich aus einer Waschmaschine verschwundene Einzelsocke das unheimliche Sockenmonster verantwortlich ist? Los! Beweisen! Die Wissenschaft erfordert Existenzbelege – keine Nichtexistenzbeweise. Kleiner Lesetipp: Das ganze wird in einem kleinen skeptischen Standardwerk namens „Das sockenfressende Monster in der Waschmaschine“ wunderbar erklärt …
Und übrigens: Belege könnte dann sogar reich machen! Weltweit werden Preise für den Beweis eines solchen Phänomens angeboten – warum holt die kein Astrologe ab?
Aber ok, immerhin gibt es in diesem Text auch erstaunliche Aussagen, bei denen ich dem Autor zustimme. Der Autor schimpft nämlich über die von mir gerne zitierten Prognostiker und nimmt auch die Einstein-Leugner nicht ernst.
PS: Lieber Herr m… (den Namen möchte ich jetzt nicht zitieren – von wegen eventueller Sinnentstellung), es ist völig schnurz, ob die Zahlen 2, 3, 5, 7, 11. 13. 17 usw. Primzahlen, Primelzahlen, Hutzliputzli oder bullshitzahlen (der Name wäre aus manchen Gründen übrigens gar nicht schlecht … die Zahlen kennen zum Beispiel keine echten Teiler außer „1“) heißen: Es geht nicht und niemals um den Namen sondern um die – speziellen – Eigenschaften dieser Zahlen.
PPS: Bevor ich’s vergesse: Ich finde es hochinteressant, wenn sich Kommentatoren über vermeintliche Schmähkritiken auslassen, obwohl in dem inkrimierten Artikel kein einziger Name genannt wird, während sie selbst gerne und mehrfach volle Namen nennen. Soll ich das in Zukunft „Astrologenkonsequenz“ nennen?
Gefällt mir:
Like Wird geladen …
Letzte Kommentare