Der alternative Automechaniker

31 07 2013

Immer wieder fragen die bösen Skeptiker die Anhänger irgendwelcher so genannter „alternativer“ Heilungsversprechen (von Medizin möchte ich da gar nicht reden), ob sie im Falle eines Defekts an ihrem Auto auch zu einem alternativen Mechaniker gehen würden. Meistens erhält man auf eine solche Frage ja gar keine Antwort, obwohl es doch so tolle Videos über alternative Automechaniker geben soll. Na ja, zumindest eines gibt es, und das möchte ich niemanden vorenthalten:

Und klar: Lenkradakupunktur, Karosseriekuscheln oder Kopfstützenmassage – alles funktioniert bestens! Das Video beweist es!!!!





Staunen und Rechnen lernen mit Homöopathie

30 07 2013

Wenn Homöopathie schon nicht unbedingt als so etwas wie eine Arznei taugt, so hilft sie immerhin noch beim Staunen, nämlich beim Staunen über Zahlen. So hat Dr. Aust in seinem wunderbaren Blog „Beweisaufnahme zur Homöopathie“ unlängst sehr ausführlich erklärt, wie man das Homöopathikum Vinum Christi C200 herstellen könnte. Das ist gar nicht mal so schwer, denn wenn man davon ausgeht, dass jener Jesus sich damals, beim so genannten letzten Abendmahl, ein gut gefülltes Glas mit etwa 200ml Flüssigkeit genehmigt hatte, so finden wir noch heute in jedem Wassertropfen etwa 5 dieser Moleküle (wenn wir davon ausgehen, dass sich die Flüssigkeit im ganzen auf der Erde verfügbaren Wasser gut verteilt hat). Nach Überschlagsrechnung und unter geschickter Verwendung der so genannten „generalisierten Quantentheorie“ (die ist vom Träger des Goldenen Bretts Prof. Dr. H. Walach erdacht worden – was es dazu zu sagen gibt kann man hier nachlesen) gibt der Autor auch noch herrliche Anwendungstipps für dieses wahrhaft sensationelle Homöopathikum … … einfach einen Zahnstocher in das verschüttelte Mittel und damit dann einen guten Whiskey impfen, das müsste doch eine tolle (und schmackhafte) Medizin ergeben.

In den USA hat man ähnlich gerechnet, das Ergebnis aber ein wenig anders dargestellt. Ein Mensch, der sich „Sai“ nennt hat auf google+ eine Idee veröffentlicht, die sich auf ähnliche Rechenspiele wie die gerade erwähnte Herstellung von Vinum Christi C200 beruft. Hier soll aber kein neues Homöopathikum hergestellt werden, sondern es wird – politisch völlig unkorrekt – eine einfache Forderung an die Herstellervon Homöopathika gestellt:

We have a simple proposal: that all homeopathic products containing less of the advertised ingredient than Hitler’s breath* have a large, clear statement on the front saying (a) how much more of Hitler’s breath they have, and (b) the most common name of the advertised ingredient. I’ve attached a sample for your marketing team’s enjoyment.

Tja, im Beispielbid, dem bekannten Mittel „oscillococcinum“ der französischen Firma Boiron (die schon mal einen kritischen Blogger verklagen wollte), wird angegeben, dass 10^380 mal soviel vom Atem des in Braunau am Inn geborenen Gröfaz in dem Mittelchen ist, als die angepriesenen Inhaltsstoffe (Entenherz und Entenleber). Nun ja, man hätte ja auch eine andere Person als Referenz nehmen können, oder eben vielleicht tatsächlich den Vinum Christi (aber in der Urtinktur), aber auf jeden Fall finde ich die Forderung nach der Nennung des „normalen Namens“ für den beworbenen Inhaltsstoff sehr gut.

Eigentlich dürfte sich kein dem Verbraucherschutz verpflichtet fühlender Politiker folgenden, sehr einfachen Forderungen entziehen:

1. Inhaltsstoffe müssen in Klarnamen (soweit vorhanden) angegeben werden: also Kochsalz statt Nitriacum Chloratum (das es hier sogar in verschiedenen Varianten gibt) oder Hundekacke statt excrementium canium

2. Inhaltsstoffe müssen in gebräuchlicher Gewichts- bzw. Volumenangabe – also g/mg bzw. l/ml – angegeben werden und dürfen nicht durch eine „Geheimsprache“ (C200, LM1000) verschlüsselt werden (das ist ja bestimmt auch für Allergiker wichtig …).

Wie schön wäre es, wenn  dann zusätzlich gefordert werden würde, dass ein Hersteller selbstverständlich jederzeit die Richtigkeit seiner „Mischung“ nachweisen können muss – am besten natürlich in einem Doppelblindversuch …

Aber Schluß mit dem Träumen. Ich finde bei solchen Rechenspielen wirklich erstaunlich welche Ergebnisse Überschlagsrechnungen liefern: mit jedem Atemzug atmen wir ein Molekül aus dem letzten Atemzug Caesars (Link) und mit jedem Liter Wasser trinken wir mehrere Moleküle des Weins vom letzten Abendmahl (wenn es denn stattgefunden haben sollte). Unvorstellbar? Nein! Einfache Rechnerei mit großen und kleinen Zahlen – und mit den bestätigten Ergebnissen zahlloser Forscher verschiedener Fachgebiete!

… und dass diese Erkenntnisse durch einfaches Nachrechnen die Homöopathie immer lächerlicher erscheinen lassen, das finde ich nicht allzu „schlimm“ …





So funktioniert Astrologie! Immer!

29 07 2013

Vor etwa drei Monaten hat der GWUP-Blog darauf hingewiesen, dass Horoskope ja immer stimmen und sich dabei auf einen – lesenswerten – Artikel aus der Welt verwiesen. Dass man dies natürlich auch sehr gut in einem kleinen Filmchen umsetzen kann zeigt aktuell der amerikanische Sender abc mit seiner Serie „Would you fall for that?“. Das Vorgehen ist dabei ganz einfach: Den Kandidaten wird einfach – mit ein wenig vermeintlich astrologischem Geraune verziert – die allgemeine Personenbeschreibung vorgelesen, die schon Forer in seinem Test aus dem Jahr 1948 verwendet hat, und die nicht ‚mal besonders lang ist (Quelle: Wikipedia):

“You have a need for other people to like and admire you, and yet you tend to be critical of yourself. While you have some personality weaknesses you are generally able to compensate for them. You have considerable unused capacity that you have not turned to your advantage. Disciplined and self-controlled on the outside, you tend to be worrisome and insecure on the inside. At times you have serious doubts as to whether you have made the right decision or done the right thing. You prefer a certain amount of change and variety and become dissatisfied when hemmed in by restrictions and limitations. You also pride yourself as an independent thinker; and do not accept others’ statements without satisfactory proof. But you have found it unwise to be too frank in revealing yourself to others. At times you are extroverted, affable, and sociable, while at other times you are introverted, wary, and reserved. Some of your aspirations tend to be rather unrealistic.”

… und hier die Übersetzung:

„Sie brauchen die Zuneigung und Bewunderung anderer, dabei neigen Sie zu Selbstkritik. Zwar hat Ihre Persönlichkeit einige Schwächen, doch können Sie diese im allgemeinen ausgleichen. Sie haben beträchtliche Fähigkeiten, die brachliegen, statt dass Sie sie zu Ihrem Vorteil nutzen. Äußerlich diszipliniert und kontrolliert, fühlen Sie sich innerlich ängstlich und unsicher. Mitunter zweifeln Sie ernstlich an der Richtigkeit Ihres Tuns und Ihrer Entscheidungen. Sie bevorzugen ein gewisses Maß an Abwechslung und Veränderung, und Sie sind unzufrieden, wenn Sie von Verboten und Beschränkungen eingeengt werden. Sie sind stolz auf Ihr unabhängiges Denken und nehmen anderer Leute Aussagen nicht unbewiesen hin. Doch erachten Sie es als unklug, sich anderen zu freimütig zu öffnen. Manchmal verhalten Sie sich extrovertiert, leutselig und aufgeschlossen, manchmal auch introvertiert, skeptisch und zurückhaltend. Ihre Wünsche scheinen mitunter eher unrealistisch.“

Die Umsetzung für das Fernsehen finde ich dabei richtig gut gelungen. Im ersten Teil wird der europäische Superastrologe Dr. Lane Hoerst (Dr. He’s not real) eingeführt, der sogar das englische Königshaus beraten soll und für den man ein paar hübsche Buchumschläge sowie ein kleines Werbevideo zusammen gebastelt hat. Und dann geht’s los …

… und natürlich sind sie alle zufrieden mit dem alten Forer-Text, und auch der Skeptiker ist total überzeugt, bis das Ganze sehr schön aufgelöst wird:

„Would you fall for that?“ scheint eine ganz interessante Sendung zu werden …





TAM2013: It’s showtime!

26 07 2013

Zum Amazing Meeting gehört natürlich immer auch eine Portion Showtime! Ab neun Uhr Abends gab es Donnerstag, Freitag und Samstag ein – extra zu bezahlendes – Showevent, und danach sogar noch ein wenig mehr.

Schade, dass ich erst Donnerstag anreisen konnte, denn die Show „What „THEY“ don’t want you to know“ soll klasse gewesen sein. OK, dafür hatte ich einen netten Abend an der Bar. Am Freitag kamen die „SATIRISTAS“, ein paar Comedians (und eine Sängerin), deren Programm mich mit einer Ausnahme (der Mann heißt Jon Dore) doch etwas ratlos zurückliess. OK, die Texte der Sängerin (Cynthia Carle) habe ich akkustisch nicht verstanden, die Homeshopping-Verarschung war – nun ja – irgendwie sehr platt und bei dem kettenrauchenden „Priester“ hatten wohl ebenfalls nur die Einheimischen Spaß. Immerhin Jon Dore, der Mann war klasse …

Am Samstag gaben sich unter dem Titel „Magic, Mayhem & Mentalism“ gleich mehrere Zauberkünster die Ehre. Diese Show war wirklich großartig und hat viel Spaß gemacht. Hätte gerne noch ein Stündchen länger dauern dürfen, aber es gab ja an allen Abenden noch ein „Late Night“-Programm, so war am Samstag noch ein skeptisches Pokerturnier angesetzt (da ich mir noch nie die Mühe gemacht habe, die Regeln dieses Spiels zu lernen hat mich dieses Event nicht interessiert).

Highlight der Showevents war der späte Freitag Abend: Penn Jillette’s Private Rock’n’Roll Bacon & Doughnuts Party. Mit seiner „No God Band“ rockte Penn Jillette (eine Hälfte von Penn & Teller, des bekannten Zauberduos, das vielen Skeptikern auch durch die Fernsehserie Bullshit! bekannt ist) die anwesenden TAMMER, und es gab tatsächlich das, was die Ankündigung auswies: ganz viel Bacon und sehr viele Doughnuts – und ein wenig Obszönität (oder was man in Las Vegas dafür hält). OK, einige der folgenden Fotos hatte ich schon auf Facebook gepostet, hier aber trotzdem noch eine kleine Auswahl:

P1000045Bacon ohne Ende …

P1000046… und gaaaaanz viele Doghnuts.

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… und ich hab mich natürlich auch bedient!

P1000063  Penn Jilette singt

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… und das ist in Las Vegas irgendwie obszön …

Als eine Art nicht geplante Show hat nach dem Ende des offiziellen Teils beim TAM2013 der schon mehrfach erwähnte George Hrab noch ein kleines spontanes Konzert in der Lobby des Conference Centers gegeben – seeeehr unterhaltsam, wunderbar gespielte Pink Floyd Cover (z.B. „Us and Them“ oder „Dogs“, aber kein „wish you were here“) und natürlich einige seiner tollen eigenen Songs. Wer sich anschauen möchte, wie ein „richiger“ Soloauftritt von ihm aussieht, der wird auf YouTube bedient (sensationell!!!!):

Am folgenden Montag habe ich mir dann noch die Orignialsshow von Penn & Teller gegönnt. OK, das gehört jetzt nicht zum TAM, aber es war eindrucksvoll! Immerhin habe ich zum ersten Mal beim Trick mit der zersägten Frau (hier mit riesiger Kreissäge) Blut spritzen sehen (… natürlich kein echtes) und das Konzept, bekannte Zaubertricks einfach – mindestens – einen Schritt weiter zu treiben, fand ich superlustig. Auf youtube habe ich leider nur einen ihrer ruhigeren Tricks gefunden:

Wer nach Las Vegas fährt sollte diese Show auf jeden Fall nicht versäumen – und beide stehen übrigens nach der Show geduldig für Autogramme und Fotos zur Verfügung:

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Die vhs Mainz und ihr Leitbild: Epic Fail! (Teil 2)

25 07 2013

Den zweiten Teil meines Streifzugs durch das Programm der Mainzer Volkshochschule möchte ich da weiter machen, wo der erste Teil endet: Im Bereich (“Mensch und Gesellschaft” – “Neue Wege (Psychologie, Kommunikation, Astrologie, Esoterik)” -) “Psychologie”. Im Buch „Die Psycho-Szene“ von Colin Goldner wird eine große Zahl an therapeutischen Angeboten aus dem esoterischen Psycho-Markt kritisch beleuchtet, und bei einigen Kursbeschreibungen aus dem Programm der vhs Mainz findet man Schlagworte, die sich auch in diesem Buch wieder finden. So versteckt sich hinter dem Kurs „Verstrickung und Bindung lösen, gesunde Autonomie fördern!„. mit der „Aufstellungsarbeit mit dem Anliegen nach Prof. Dr. Ruppert“ eine Variante von Bert Hellingers Familienaufstellungen, auf die Prof. Dr. Ruppert (erwähnt bei Goldner auf Seite 276) in seinen Vorträgen auch immer wieder verweist (Zitat Goldner: „… ein von Fachtherapeuten heftig kritisiertes, äußerst autoritäres Gruppenverfahren„; Seite 271). Allerdings ist bei den meisten Kursen nicht so ganz klar, was dort eigentlich angeboten wird. Zum Beispiel bei diesem Kurs:

Mein schlimmster Feind sind nicht etwa die anderen, sondern bin ich selbst. Mit niemandem gehe ich so gnadenlos um wie mit mir selbst. Verurteile mich scharf, kritisiere mich für Kleinigkeiten, verlange zu viel von mir, mache mir so das Leben immer wieder selbst schwer. Wie kann ich das verändern? Wo diese Art, mit mir umzugehen, doch so vertraut und gleichzeitig schmerzhaft ist. In diesem Kurs erfahren wir, wie durch liebevolles Wahrnehmen und Sich-selbst-Annehmen Selbstliebe erwächst. In einem sicheren Rahmen kann das da sein, was uns bisher davon abgehalten hat, uns selbst zu lieben. Einen neuen Umgang mit mir, geprägt von Freundlichkeit, Güte und Sanftheit zu mir selbst, gilt es neu zu erlernen. Die Methoden des Focusing, der Achtsamkeitsmeditation, Gespräche und Übungen unterstützen uns dabei.

Ich bin zwar kein Psychologe, aber unter den 25 Kursen in diesem Themenkreis finden sich gleich mehrere, die meines Erachtens zumindest fragwürdig sind, wenn man hier wirklich annimmt es ginge um Psychologie. Ist es wirklich Aufgabe einer Volkshochschule für einzelne, möglicherweise obskure, Psychotherapien zu werben? Scilogs-Autor Michael Kahn hatte in seinem Artikel Hokuspokus in der Wissenschaftsstadt zurecht auf die Werbewirkung durch vhs-Kurse hingewiesen:

Wer ohnehin schon mit Hokuspokus von der Gutgläubigkeit und mangelnden naturwissenschaftlichen Allgemeinbildung der Bevölkerung profitiert, sollte nicht auch noch im Rahmen einer öffentlichen, steuerbezuschussten Einrichtung für sein Geschäftsmodell werben dürfen.

Und manche Referenten werben recht offensiv mit ihren Kursen an der Volkshochschule. So wird zum Beispiel hier beim beruflichen Hintergrund „VHS-Kursleiterin seit 15 Jahren“ an erster Stelle genannt – und unter den Weiterbildungen findet sich ein Gemischtwarenladen aus der esoterischen Psycho-Ecke:  „Ganzheitliche Körpertherapie, Schossraummassage, Klangheilung, Meditation, Begegnung mit dem inneren Kind, Ausdrucksspielen, Gestaltarbeit, Telefonseelsorge, Kuscheltrainerin, Satsang bei verschiedenen Lehrern u.a. Samarpan“.  Mich würde ja interessieren, was eigentlich eine „Kuscheltrainerin“ so macht, und bei der „Schossraummassage“ scheint es laut Beschreibung um eine Dienstleistung zu gehen, die frau eher in anderen Etablissements erwarten würde.

Jetzt möchte ich mich dem Bereich zuwenden, der auch bei Scilogs-Autor Michael Kahn im Fokus stand, dem Thema „Gesundheit“. Immerhin gibt es in Mainz keine offenen Angebote zur Homöopathie, dafür aber welche zu Bachblüten und Schüssler-Salzen. Auch hier werden völlig unkritisch die Werbeaussagen des jeweiligen Unsinns in die Kursbeschreibung übernommen – inclusive lächerlicher „antlitzdiagnostische Hinweise„. Hier täte Aufklärung wirklich Not!

Über die Schüßler-Salze schrieb ein wortgewaltiger Blogger folgende schöne Sätze:

Einem unbegabten Arzt des 19. Jahrhunderts war nicht nur die damaligen Medizin zu kompliziert, sondern auch ihr Gegenentwurf, die Homöopathie nach Hahnemann.

Um anstrengender diagnostischer und therapeutischer Tätigkeit zu entgehen, hat er dann ein Heilverfahren mit lediglich 12 Mineralstoffen erfunden, deren angeblicher Mangel angeblich für alle Krankheitszustände verantwortlich war, und deren Zufuhr in kleinsten Dosierungen angeblich alle Krankheiten beseitigen konnte.

… und die einfache und brutale Wahrheit ist eben, dass Schüssler-Salze nun mal schlicht und einfach esoterischer Unsinn sind! Und wenn eine vhs diese propagiert und sich gleichzeitig „Aufklärung“ auf die Fahnen schreibt, dann konterkariert sie ihr Leitbild und macht sich zum Gespött wissenschaftlich denkender Menschen.

Aber obwohl es keinen Homöopathie-Kurs an der vhs Mainz gibt, die dazugehörigen verqueren Gedankengänge gibt es auch hier. Eine „Heilpflanzenwanderung“ im Gonsbachtal kann ich mir durchaus spannend vorstellen. Gibt es in Mainz (Universitätsstadt) keinen Biologen, Pharmakologen oder Mediziner (… darf gerne auch eine Frau sein), die bei einer solchen Wanderung auf bestimmte Pflanzen und ihre pharmakologischen Wirkung hinweisen kann? Muss diese Wanderung denn unbedingt von einer Heilpraktikerin geleitet werden? In der Beschreibung des Kurses scheint es dann auch gar nicht um die Pflanzen am Wegesrand zu gehen, sondern um …

Je mehr wir in der Tretmühle des Alltags stecken, desto nötiger brauchen wir die Natur, um wieder in die Balance zu kommen und uns durch sie zu entgiften, um den Körper zu reinigen, damit Geist und Seele frei wirken können.

Entgiften???? Hallo? Und warum weitere Kurse zu diesem Unsinn (wieder ein Heilpraktiker, der auf seiner Seite ganz viele Wunder verspricht)? Unser Körper macht das täglich, automatisch (nennt sich Ausscheidung!), alles andere ist Mumpitz! Warum darf eine  staatlich alimentierte Stelle (vhs) solche Lehren propagieren? Können die Verantwortlichen nicht einfachmal an der Uni einen Mediziner fragen, damit der diesen Unsinn aufklärt? Wäre es nicht Aufgabe einer vhs im Sinne der Aufklärung den Menschen mitzuteilen, dass dieser Ganze „Schlacken ausleiten“-Kram hanebüchener Blödsinn ist? (Übrigens: die Leiterin des Pflanzenkurses wirbt auf ihrer Webseite mit enthusiastischen, positiven Rückmeldungen ihrer Patienten – meines Wissens ist das in diesem Umfeld sogar gesetzlich verboten …).

Ach, es ist einfach traurig! Volkshochschulen sind eine wunderbare Sache! Das Ausland beneidet uns darum! Aber statt tatsächlich die Bevölkerung aufzuklären liefert die vhs Mainz lieber esoterische Fantastereien. Unwissenschaftlicher Nonsens wird von der Mainzer vhs mit Kursen geadelt, statt gemäß dem eigenen Leitbild echte Aufklärung zu liefern. Auf meine vor Wochen zu diesem Thema geschickte Mail habe ich bis heute keine Antwort bekommen – es scheint leichter zu sein, sein Fähnchen in den esoterischen Wind zu stellen und sich zum Teil der esoterischen Volksverblödung zu machen als dem eigenen Leitbild (nochmal: Aufklärung!!!) zu folgen!





TAM2013: Klasse Vorträge, spannende Diskussionen und (wieder) ein 1-Million-Dollar-Fail

24 07 2013

Nach dem ich auf das Wichtigste beim TAM2013 aus meiner Sicht bereit eingegangen bin, nun einmal ein Überblick über die Themen und Vorträge. Dabei gebe ich zu, dass ich einige Vorträge geschwänzt habe, da man irgendwann ja auch einmal schlafen muss … … und der Zeitplan war schon sehr eng!

Die „opening remarks“ von DJ Grothe, James Randi und den durch die gesamte Veranstaltung führenden George Hrab waren schon mal ein guter Appetizer (den Showpart kann man sich, mir einigen Erklärungen, auf George Hrabs sehr unterhaltsamem Geological Podcast – in Folge 322, ab ca. Minute 17 – anhören). Was dann folgte waren Vorträge und Podiumsdiskussionen, und die Namen auf der Bühne lesen sich wie das „who is who“ der Skeptikerszene. Dazu eine Liveaufnahme des „Skeptic’s Guide to the Universe“ (hier nachzuhören) und am Ende wurde dann noch eine 1-million-dollar-challenge live aufgelöst.

Neue Inhalte waren für einen langjährigen Skeptiker zwar nicht zu entdecken, aber es gab – neben ein paar wohl typisch amerikanischen Seltsamkeiten, insbesondere aus der religiösen Ecke – einfach eine große Menge an wirklich guten Vorträgen. Hier meine – subjektiven – Highlights:

Die Vorstellung des Films „An Honest Liar“ (über das Leben von James Randi), mit den beiden Filmemachern und Randi selbst, inclusive einiger sehr unterhaltsamer Filmausschnitte, die den Filmemachern beim Stöbern in Randis Archiven aufgefallen waren. Das wird auf jeden Fall ein Film, den man sich anschauen sollte – und wenn man den Filmemachern glauben will dürfte genug Material für mindestens zwei DVDs voller Outtakes vorhanden sein.

In search of the light“ von Susan Blackmore war eines der ersten skeptischen Bücher, die ich mir damals in den späten Neunzigern angeschafft hatte. Deshalb war ich auf ihren Vortrag „Fighting the Fakers – and Failing“ sehr gespannt, und wurde nicht enttäuscht. Es ging darum, dass es Esoterikern nach einem gescheiterten Experiment immer wieder gelingt, die Ergebnisse durch neu gefundene „Erkenntnisse“ dann doch irgendwie in ein gelungenes Experiment umzuinterpretieren. In diesem Fall waren es die Hersteller kleiner Kristalle, die sich zum Beispiel auch die Gattin des ehemaligen britischen Regierungschefs gerne um den Hals hängte, und deren Hersteller (selten genug!) sich tatsächlich auf einen Test einliess. Keine neue Erkenntnis, aber der Vortrag war einfach klasse … … und ich hab mich natürlich gefreut, dass sie sich mit mir fotografieren liess:

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Den Namen Dan Arielly hate ich bis dato noch nicht gehört, obwohl es seine Bücher sogar auf deutsch gibt (… und die Titel sind wirklich cool). Sein Ausflug in die Welt der alltäglichen Lügen (mit wirklich herrlichen Tests, häufig in Kneipen …) war herzerfrischend, spannend, lehrreich und ein tolles Beispiel für extrem unterhaltsame Wissenschaft. Für die Details des Vortrags „The honest truth about dishonesty: how we lie to everyone-especially ourselves“ muss ich jetzt natürlich erst mal das entsprechende Buch lesen (… und die anderen wohl auch).

Marty Klein präsentierte ein wohl eher spezifisch amerikanisches Problem, das er in seinem Vortrag („Junk Science, moral panics, and sex„) so spannend darlegte, dass ich mir das dazugehörige Werk gleich kaufen musste. In seinem Buch „america’s war on sex“ beschreibt er „the continuing attack on law, lust and liberty“, also den Angriff religiöser Gruppen auf die Gesetzgebung und die menschliche Freiheit in dem man mit sexuellen Themen argumentiert (dass dies ein Angriff auf die Lust ist versteht sich von selbst). Beispiele sind die in den USA üblichen Selbstverpflichtungen Jugendlicher, vor der Ehe abstinent zu leben (… die übrigens von 88% der Jugendlichen gebrochen werden).

Michael E. Mann ist einer der weltweit profiliertesten Klimawissenschaftler, und einer der Menschen, die von den Leugnern einer von Menschen verursachten globalen Erwärmung am härtesten bekämpft werden. In seinem Vortrag „The Hockey Stick and the Climate Wars“ zeigte er eindrucksvoll, wie die andere Seite lügt, trickst und täuscht – und sich eben nicht um die in immer größerer Menge vorhandenen Daten schert.

Der absolute Superstar von TAM2013 war aber Sanal Edamaruku. In seinem Vortrag „Indian Gurus: From flying fakirs and starving saints“ ging er auch auf seine beiden bekanntesten „Enthüllungen“ ein, die Entzauberung eines Gurus, der ihn vor laufender Kamera umbringen wollte (hier ein paar Ausschnitte) …

… und die Entzauberung eines christlichen „Wasserwunders“ (eine Jesusstatue tropfte – wegen des Abwassers einer nahe gelegenen Reinigung sowie des Kapillareffektes). Letzteres hat ihm übrigens eine Klage wegen Blasphemie eingebracht, und um der Verhaftung zu entgehen lebt er inzwischen in Helsinki.

Zum Schluß ganz kurz zur diesjährigen 1-Million-Dollar-Challenge. Eine solche „Veranstaltung“ ist wenig unterhaltsam, ja geradezu langweilig – aber ich denke, dass man auch genau das zeigen muss. Eine Behauptung (dieses Mal ging es um ein remote-viewing-Experiment) zu prüfen ist weniger „sexy“ als kurz und – möglicherweise unterhaltsam – über das Ergebnis zu berichten. Ich finde es gut, dass auch ein solches Experiment im Rahmen des TAM2013 statt fand.

Was habe ich mitgenommen? Nun ja, viele Bücher, viele tolle Erinnerungen und ganz viel Lust auf TAM2014. Mal sehen ob ich das hinkriege … (… und zu dem Showprogramm schreib‘ ich auch noch was).





Doch kein Mädchen für Kate …

23 07 2013

Da hatten sich die Leute von Psychic Source, einer US-Amerikanischen Hellseher-Plattform a la Questico, ja ganz etwas Lustiges ausgedacht. Sie befragten einfach ihre 50 „Top-Psychics“ kurz vor der Entbindung im britischen Königshaus welches Geschlecht denn der neue Sproß im Hause Windsor haben würde, und kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis:

62% der vermeintlichen Top-Hellseher sahen ein royales Mädel … … eine Quote, die schon mal grundsätzlich an der Qualität der Hellseher zweifeln lassen sollte. Müssten sich die Top-Hellseher nicht eigentlich zu 100% einig sein? Und müssten die nicht außerdem alle richtig liegen?

Einig waren sie sich nicht, und zu knapp zwei Drittel lagen sie außerdem daneben und machten sich damit – wieder einmal – ziemlich lächerlich. Dass dies den Leuten von Psychic Source irgendwie peinlich ist vermute ich nicht, und immerhin dürfen 38% der befragten Psychics sich jetzt mit einer richtigen Prognose schmücken, die bestimmt werbemäßig ausgenutzt wird.





Das Wichtigste vom TAM2013: Del-Mar-Experience und T-Shirts

18 07 2013

Zurück aus Las Vegas möchte ich ein wenig vom TAM2013 erzählen. Und ja, das Ganze war wirklich die Reise wert. Der Veranstaltungsort – das South Point Hotel, Casino & Spa – war ideal, denn durch seine Lage ein paar Kilometer entfernt vom berühmten Las Vegas Strip ging es dort ziemlich ruhig zu. Natürlich gab es tolle Vorträge (dazu später mehr), interessante Informationsstände und ein Showprogramm (auch dazu später mehr), aber das Wichtigste waren die zahllosen Gespräche mit Gleichgesinnten aus aller Welt.

Auf einem Schild am Eingang zum TAM2013 war die Aufforderung zu lesen, man solle doch lächelnd durch die Konferenzzone gehen,  damit man mit den anderen leichter in Kontakt kommt. Ob diese Aufforderung wirklich notwendig war möchte ich vehement bezweifeln, denn da sowieso jeder seinen TAM-„Ausweis“ umgängen hatte waren spontane Gespräche nicht zu vermeiden. Schon am Abend meiner Ankunft, am Donnerstag, machte ich die Erfahrung, dass man sich nicht einfach so ‚mal für fünf Minuten alleine an einen Tisch setzen kann um seine Mails zu checken. Kaum hatte ich mich – ziemlich übermüdet nach einem langen Flug – hingesetzt, schon kam die Aufforderung von nebenan: „Hi, won’t you like to join us?“. Mit verantwortlich war natürlich auch der kleine Anstecker, der mich als „First TAMMER“ auswies, und den Neulingen steht man beim TAM immer hilfsbereit zur Seite.

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Diese erste Episode fand im Epizentrum des TAM-Socialising, in der „Del-Mar“ Bar statt, einem Bereich des South-Point Casinos, der normalerweise so aussieht:

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An den TAM-Abenden jedoch war hier die Hölle los. Menschen aus aller Welt saßen zusammen, diskutierten, feierten und hatten einfach riesigen Spaß. Ein paar Bilder gefällig? Bitteschön:

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Und als am Ende der Veranstaltung noch der unvergleichliche George Hrab seine Gitarre mit in die Del-Mar Bar brachte …

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… war dies der Auftakt zu einer unvergesslichen Feier, in der sich die Skeptikergemeinde bei einer ganzen Reihe von Popklassikern sehr textsicher zeigte.

Und was war jetzt mit den T-Shirts? Nun ja, es gab reichlich – und diese zwei sind meine liebsten:

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Der Grund dafür: Der Skeptics Guide to the Universe ist immer noch mein Lieblingspodcast und die United Church of Bacon darf sich seit dem TAM über ein neues Mitglied freuen …





Really Amaz!ng

10 07 2013

Seit 2003 gibt es The Amazing Meeting, ein Treffen von Skeptikern, organisiert von der James Randi Educational Foundation. Seit vielen Jahren hatte ich vor, zumindest ein Mal dabei zu sein – und jetzt ist es soweit. Am Donnerstag fliege ich nach Las Vegas und freue mich auf drei Tage unter ca. 1000 skeptischen Gleichgesinnten. Vorträge, Diskussionen – und vor allem das Showprogramm, insbesondere Penn Gillette’s Rock’nRoll, Bacon & Donuts-Party, wenn es nur halb so gut wird wie ich denke wird es grandios. Und am Montag folgt noch eine Zugabe in Form eines Besuchs der Penn & Teller-Show. Ich werde wohl ein wenig berichten müssen …








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