Mönchengladbach liest – leider auch aus Tarotkarten!

18 11 2015

Ich wusste bisher nicht, dass sich Mönchengladbach als „Öffentlichkeitswirksamste Vorlesehauptstadt 2013“ bezeichnen lassen darf, geschweige denn wer diesen Titel vergibt, aber eine Vorlesehauptstadt ist ja schon ‚mal etwas Positives. Lesen ist immer gut, Vorlesen auch, deswegen ist die Aktion „MG liest – Bücher haben Gewicht“ auch eigentlich eine gute Sache. Und wenn dann noch einer der bekanntesten Mönchengadbacher als Schirmherr fungiert – Ex-Fußballstar und Ex-Fußball-Fernsehkommentator Günter Netzer – dann kann man das doch nur loben. Mache ich ja auch! Klasse Idee, würde meiner Heimatstadt auch gut stehen. Überall wird vorgelesen, einfach toll! Mit einer Ausnahme, und die findet morgen (also am Donnerstag Nachmittag) in der Stadtbibliothek statt: Dort liest Ingrid Lodenheid – aber nicht aus Büchern, sondern aus Tarotkarten. Das Ganze läuft dann unter dem Titel „Im eigenen Leben lesen“, und ist schon ein mehr als kleines Ärgernis. Muss eine aus öffentlichen Geldern subventionierte Stadtbücherei wirklich solchen Esoterikmumpitz hofieren und mit einer Teilnahme an den – wirklich ansonsten sehr zu empfehlenden – Vorlesetagen adeln? Man kann das aber auf der Facebook-Seite der Lesetage auch kritisieren …





Frau Treppner will die Dollarmillion …

12 11 2015

Ja, ich weiß. In den letzten Monaten war hier nicht allzu viel zu lesen, aber ich hatte einfach zu viel zu tun. Natürlich habe ich auch mehr als die 18 bisher hier erwähnten Prognosetexte/-seiten für die alljährliche Auswertung gesammelt, die ca. 50 weiteren Blogeinträge, Newsletter und Youtube-Videos waren nur so langweilig, dass ich mir lakonische Kommentare dazu verkniffen habe. Aber seit gestern gibt es etwas Interessantes, und da muss ich einfach kommentieren – und nicht nur weil ich dort auch erwähnt werde …

Es geht – nach langer Zeit ‚mal wieder – um Frau Treppner, eine Frau, die sich im Internet als große Kartenlegerin, Hellseherin und was-weiß-ich-noch zu inszenieren versucht. Legendär ihre fast schon wahnwitzigen Interviews im DAF (Deutsches Anleger Fernsehen), in denen man zum Beispiel erfahren konnte, dass sich Gold prostituiert. Für 2008 hatte sie sich selbst eine ganze Reihe von Treffern bei ihren DAX-Prognosen gut geschrieben, sogar für Monate für die sie gar keine Prognose abgegeben hatte. Jetzt aber will sie es wirklich wissen, denn sie will die Dollarmillion von der JREF (James Randi Educational Foundation) abkassieren, die bekanntlich für den Nachweis einer parawissenschaftlichen Fähigkeit ausgelobt ist. Mal schauen was die Dame dazu so schreibt

Sie behauptet sich schon einmal bei der JREF beworben zu haben und dann zur GWUP verwiesen worden zu sein:

Ich weiß nicht mehr genau wann, 2007 oder 2008, da hatte ich mich schon einmal beworben. So weit ich mich erinnere, war aber Hüter des Heiligen Grals die GWUP. Irgendwie konnte man sich über diese Vereinigung bewerben. Das tat ich.

Ich weiß ja nicht ob sie sich wirklich beworben hat, aber bei ihren mir bekannten „Prognosen“ dürfte sie durch jede Vorprüfung gefallen sein. Jetzt also der nächste Versuch:

Ich, nicht dumm,[…]

da masse ich mir kein Urteil an …

[…] hab mich dann direkt bei dem Verein „JREF“ (James Randi Educational Foundation) beworben. Mein Englisch ist etwas mühselig. Vielleicht hat man mein Anliegen damals nicht verstanden, auf jeden Fall gab es auch keine Antwort.

Könnte das daran liegen, dass die Kriterien für einen solchen Antrag nicht erfüllt wurden? Das erfordert nämlich nicht nur das Lesen eines englischen (!!!) Textes, sondern auch das Verstehen desselben.

Nach einigem Blabla über ihre tollen Prognosen im Rahmen irgendwelcher Fernsehaufnahmen (ich erinnere mich) – natürlich lag sie immer richtig, wurde allerdings herausgeschnitten – will sie sich nun dem ultimativen Test stellen. Zumindest behauptet sie das:

Nun ist die Zeit aber reif für eine weitere Offensive. Schließlich habe ich mir die Sporen mit der Börsen-Astrologie mehrfach verdient. Bis hin zur Wallstreet. Ok, ich bin auch nicht 100 %, aber die muss ich auch nicht unter Beweis stellen, sofern ich die Anforderungen richtig heraus lesen konnte.

Nein, sie braucht keine 100%, sie muss nur besser als der Zufall sein (was sie bei den mir bekannten Prognosen niemals war) …

Ich würde mich ja auch der GWUP stellen, aber 1. haben die keine Eier in der Hose und Angst vor mir und 2. würden dann Laien mir als Profi die Regeln diktieren. Der Ehre wegen und für den Freifahrtschein aller Astrologen würde ich es natürlich machen. Als Löwe mag ich auch Herausforderungen. Ich bin mindestens genauso blasiert wie die Buchhalter.

Angst? Vor Ihnen, Frau Treppner? Lächerlich! Und nein – bei solchen Tests werden keine Regeln einseitig diktiert. Man entwirft gemeinsam ein – wissenschaftlichen Ansprüchen genügendes – Testprotokoll.

Ich bin ja neugierig,ob Frau Treppner nur labert oder sich tatsächlich bewirbt. Bei der GWUP hat sie zumindest schlecht recherchiert, denn ihr Halbsatz …

In Deutschland befasst sich mit dem paranormalen Belegen die GWUP (hier gibt es aber keinen Zaster)

… ist definitiv falsch. OK, man könnte offensiver darauf hinweisen, aber die 10.000 Euro sind noch da. Und wenn sie den GWUP-Test besteht, dann darf sie sich auch gerne für die Dollarmillion der JREF bewerben, denn das wäre eine Referenz an der die JREF nicht vorbei kommt. Und dass sie eine Referenz braucht, das hat sie immerhin herausgelesen:

wie man bei JREF lesen kann, gilt das übliche Bewerbungsverfahren nicht mehr. Ab sofort muss man Referenzen vorlegen (habe ich!!! – zig-fach!) …

Aber ob diese Referenzen als solche anerkannt werden? Da wäre ich doch skeptisch! Aber man braucht ja noch etwas:

… und mit einem Fernseh-Team kann man ab Anfang nächsten Jahres, sofern ich es richtig übersetzt habe, sofort geprüft werden.

Nein, Frau Treppner, das haben sie nicht so ganz richtig verstanden! Ein unabhängiges (!!) Fernsehteam alleine reicht nicht, denn, egal ob bei der GWUP oder der JREF, zunächst muss das Testprotokoll, also die Regeln, abgestimmt werden.

Ich will aber mal nicht so sein und erkläre hier kurz wie das geht – es ist nämlich gar nicht so schwer:

  1. Schreiben Sie auf was sie zu können glauben (z.B. mittels Astrologie die Kurse bestimmter Aktien oder Indizes voraussagen)
  2. Beschreiben Sie genau (und vorab), wann eine ihrer Prognosen als Treffer gilt und wann eben nicht (z.B. Der Wert einer Aktie XY/eines Index fällt/steigt im Zeitraum Z – das kann jeder von ihnen frei zu wählende Zeitraum sein; „fällt“ heißt Wert wird kleiner, „steigt“ heißt Wert wird größer im angegebenen Zeitraum, der zum Börsenbeginn in z.B. Frankfurt beginnt und mit dem Closing dortselbst endet)
  3. Es gilt die einfache Regel: „knapp daneben ist auch vorbei“! Wenn die Aktie/der Index ein paar Tage früher oder später steigt oder fällt, dann ist die Prognose nicht „fast richtig“ sondern einfach falsch!

Wieviele Treffer bei wie vielen Versuchen sie dann zum Bestehen des Tests benötigen würden, das kann ihnen ein Statistiker, möglicherweise auch ich, dann gerne sagen. Erst aber müssen Sie ihre Hausaufgaben machen – das Fernsehteam brauchen sie erst wenn das Protokoll mit GWUP oder JREF abgestimmt ist.








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