Aus Pause wird Ende: Der Sportastrologe gibt auf – und dankt der GWUP

19 05 2016

Vor sechs Wochen hatte ich hier die Pause des Sportastrologen Janis Okun kommentiert, jetzt hat Herr Okun das Ende seiner sportastrologischen Tätigkeit verkündet. Bemerkenswert ist dabei, dass er sich in seiner Begründung auch bei der GWUP bedankt:

Mein Dank gilt hier kritischen Stimmen wie der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), den Menschen aus meinem Umfeld, deren gutgemeinten Rat, mir die (Sport-)Astrologie aus dem Kopf zu schlagen, ich lange nicht beherzigte, oder auch einem User wie Abrakadabra, der mit seiner Kritik hier stets einen Gegenpol zu den unterstützenden Stimmen geliefert hat.

Wenn man sich die wortreichen Verteidigungen seiner Astrologie in diesem Thread bei Florian Freistetter anschaut, dann kann man sich vorstellen, wie viel Herzblut Herr Okun in sein astrologisches Projekt über viele Jahre hinweg gesteckt hat. Der nun erfolgte Sinneswandel und der Dank an seine Kritiker nötigt wahrscheinlich nicht nur mir höchsten Respekt ab.

Auch wenn ich bei der anstehenden EM in Frankreich wohl auf Herrn Okuns astrologischen Prognosen zu einzelnen Spielen verzichten muss, möchte ich ihm zu diesem mutigen Schritt gratulieren und ihm für seine weiteren Wege alles nur erdenklich Gute und viel Erfolg wünschen.





Prognosen 2016: Die große Resterampe – Labertaschen, Selbstbeweihräucherer und eine paar Prognosen

18 05 2016

Ich weiß, es ist schon Mitte Mai, aber irgendwann muss die Resterampe für die Jahresprognosen ja auch mal online gehen. Und da der für den 16. Mai vorausgesagte Asteroidenabsturz vor Puerto Rico – wie erwartet – ausgefallen ist stelle ich mal einen Teil des Restes vor, den ich gesammelt habe …

Ich fange mit der Astrologin Klaudia Gebauer aus Dormagen an. Sie liess sich anläßlich des Schaltjahres 2016 lediglich über Menschen aus, die am 29. Februar geboren sind und empfahl diesen, ihren Geburtstag schon am 28. Februar zu feiern. Außerdem weiß sie natürlich, dass das Leben einfacher wäre, wenn jeder zum Astrologen ginge …

Die Wahrsagerin Madam Rosalia las aus den Karten für Leverkusen und musste 4 Fragen beantworten. Das von ihr angekündigte Hochwasser „in den nächsten 5 Monaten“ hat nun noch ein paar Tage Zeit (wie hoch muss es denn sein, damit man die Prognose als Treffer ansehen muss?), ansonsten liefert sie weder zum Oberbürgermeister, noch zu einer maroden Autobahnbrücke oder zur Flüchtlingssituation irgendetwas Prüfbares.

Für die Astrologin Christa Rottbeck aus Borken ist die Welt nun in das Wassermannzeitalter eingetreten, für das sie „Technisierung, eine physikalische Ausrichtung, das Streben nach Unabhängigkeit und Autonomie“ erwartet. Dass die Technisierung immer voran schreitet ist keine neue Erkenntnis, aber was ist eine „physikalische Ausrichtung„?

Die Astrologin Susy Schädler aus Liechtenstein wußte schon zu Silvester 2015: „2016 wird in vielerlei Hinsicht ein Jahr der Entscheidungen.“ Um welche Entscheidungen es gehen könnte, darüber schwieg sie allerdings, wagte aber eine ganz allgemeine Prognose in Liebesdingen:

  • Paare, bei denen es schon seit längerer Zeit kriselt und bei denen es einfach nicht funktionieren will, werden sich trennen
  • Diejenigen, die sich 2016 finden werden, werden zusammenbleiben.

Gabriela Vierzig-Rostek ist ebenfalls Astrologin und erklärt in ihrem Blog „die Radix-Energie des Jahres 2016“ und zeigt kurz auf, wie „Angela Merkel, Barak Obama, R.T. Erdogan sowie Wladimir Putin zum Radix des Jahres 2016 passen“ und natürlich sei das „keine Wahrsagerei“ (zu diesem Thema hatte ich mich vor 2 Jahren mit ihr per Mail ausgetauscht). Konkretes liefert sie dabei nicht, dafür aber einen meiner liebsten Sätze:

Das Radix-Bild des Jahres 2016 wirkt instabil, weil es einige gestrichelte Linien zeigt. Diese sind nicht immer wirksam. Allerdings verändert sich dadurch dann die anpassende, hinterfragende (veränderliche) Energie in tatkräftigen Willen (kardinal).

Auch die bekannte Schweizer Astrologin Monica Kissling alias Madame Etoile (also: Frau Stern), deren im öffentlch rechtlichen Rundfunk gesendete Astrologiesendung nach 24 Jahren Ende Juli dieses Jahres eingestellt wird, wußte im Züricher Stadtanzeiger nicht viel zu sagen. Sie liefert ein paar Allgemeinplätze (Terrorgefahr! Unsicherheit!), garniert mit der Ausrede „Astrologen können keine kon­kre­ten Ereignisse voraussagen„, und beweihräuchert sich dann noch selbst – mit einem echten, „komkreten“ Prognosetreffer:

So habe ich zum Beispiel schon vor einem Jahr gesagt, dass Eve­line Widmer-Schlumpf abtreten und die SVP 2016 einen zweiten Bundesratssitz gewinnen wird.

Der Hellseher Johann Höber hatte vor Jahren die schönsten Ausreden für das Scheitern seiner Prognosen geliefert, jetzt hat er seine Webpräsenz radikal gekürzt und nur noch Prognosen für Österreich, das Wetter und Europa im Angebot. Kurz und bündig sieht er Aufstände und steigende Arbeitslosigkeit im Nachbarland sowie leichte Erdbeben in der Obersteiermark. Für die EU sieht er „Einige EU-Länder werden ein Volksreferendum starten, um aus der EU auszutreten“ – ok, das britische Referendum war zum Zeitpunkt seiner Prognose bereits bekannt, bei anderen Staaten heißt es abwarten.

Immerhin so etwas ähnliches wie Prognosen gab es bei der Huffington Post – von den Hellsehern Lennart Wolf und Emmanuel Charis. Die zwei Hellseher wagten Vorhersagen zu Terrorangriffen (Wolf: „… ein Anschlag in Europa in den nächsten zwei Jahren„, Charis für 2016: „… mindestens einen großen Anschlag in Nord- oder Westeuropa, wie Paris oder größer„), zur Entwicklung der Arbeitslosenzahlen (Wolf: „steigen nicht„, Charis: „steigen deutlich„) oder zum Dieselpreis (Charis: „steigt„). Der Rest ist weitgehend Blabla, Dinge also, die laut der Autorin jeder hätte voraussagen können.

Als nächstes wieder ein Astrologe: Thomas Georgiew aus Dresden. Der erweitert übrigens immer dann seine Webseite, wenn er meint, er hätte einen Treffer gelandet, und einen solchen schreibt er sich hier angesichts der letzten Landtagswahlergebnisse und der Böhmermannaffäre für die folgende Prognose über Angela Merkel zu: „Trennungen und oder Erschwernisse von oder in ihrem Umfeld (möglich auch körperliche Probleme), in solchen Zeiten schwindet der Rückhalt in den eigenen Reihen… „. Ja klar, in ein solches, extrem unklares Gelaber kann er natürlich alles hineindeuten … Und auch die folgende Deustchlandprognose gibt kaum konkret Prüfbares her, außer der prognostizierten Inflation, einer höheren Zahl von Gewaltverbrechen (was meint er genau damit?) und viel mehr Flüchtlinge.

Schon so viele Prognosen, und noch keine einzige zur anstehenden Fußball-EM! Haben sich da wirklich alle zurückgehalten? Nein, Heike Schwarz aus Braunschweig hat in den Sternen auch etwas zur Fußball-EM gesehen, und das habe ich in rot kommentiert:

  • Die EM findet vom 10. Juni – 10 Juli 2016 statt. Das erste Spiel startet am 11. Juni 2016. (Datum der EM stimmt, Datum des ersten Spiels nicht – am 10. Juni gibt’s das Eröffnungsspiel, die deutsche Mannschaft tritt erstmals am 12. uni an)  
  • Das Auftaktspiel verläuft gut. Klug und strategisch spielen sich die Deutschen nach vorn. Mit viel Glück und positiver Energie sowie einer ausgeklügelten Taktik könnten die Deutschen das Spiel bestreiten. (Und? Wie geht’s aus?)
  • Mit einer Mars Saturn Opposition ist jedoch auch mit Rücksichtslosigkeit und Verletzungen zu rechnen (ach ne, da werden wohl doch nicht alle Mannschaften gewinnen wollen …). Fairness ist fehl am Platz (… und manche um jeden Preis?). Das Spiel verläuft rasant. Verletzungen und Knochenbrüche bleiben nicht aus. (Knochenbrüche? Gilt das jetzt für das erste Spiel der deutschen Mannschaft oder doch für alle Spiele aller Mannschaften? Und wer bricht sich da die Knochen?)
  • Jupiter lässt die Mannschaft jedoch klug und weitsichtig agieren (Ich dachte das ist Sache des Trainers, seit wann heißt der Jupiter?). Das Glück ist auf unserer Seite. Die Sonne wird die Leistungsfähigkeit der Spieler steigern. (… und wenn’s dann doch mal regnet?)
  • Also, Top Leistungen, Top Energien der Deutschen für die EM 2016 (Und was bedeutet das jetzt?) 

Ansonsten hat Frau Schwarz noch den Juni im Angebot, denn dieser „könnte der beste Monat 2016 werden„. Das soll sich durch einen großgeschriebenen Familiensinn zeigen, und sie schreibt auch folgenden schönen Satz: „Auch materielle Erfolge durch Gewinnspiele sind im Juni 2016 möglich.

Zum Schluß noch der Hobby-Astrologe Konrad Gruber aus Ingolstadt. Hobby-Astrologe? Nun ja, seiner Webpräsenz nach verdient er mit Astrologie durchaus ein paar Euros, und auch mit Feuerlaufseminaren. Neben einer Analyse der kommenden US-Präsidentenwahl (Hillary gewinnt) präsentiert er stolz den Artikel aus dem Donaukurier vom 30.12.2015 auf seiner Webseite. Geflüstert haben ihm die Sterne dafür unter anderem folgendes:

  • Die deutschen Fußballer werden nicht Europameister, kommen höchstens ins Halbfinale
  • Jogi Löw wird deswegen zurücktreten
  • Der FC Ingolstadt schafft den Klassenerhalt (Treffer!)
  • Angela Merkel verkündet zwischen Februar und Oktober, dass sie 2017 nicht mehr zur Wahl antreten werde

Die Resterampe zeigt mal wieder, dass sich die meisten Astrologen und Wahrsager (auch wenn sie sich bisweilen großspurig mit Treffern aus der Vergangenheit brüsten – wie zum Beispiel auch Karin Ploog …) für das Sehen in die Zukunft offensichtlich nicht die richtige Technik benutzen. Windelweiche Blabla-Texte sind klar in der Überzahl.

(Das waren die Nummern 26 – 37 der Astrologen / Wahrsager / Hellseher für 2016)





Wenn sich schamlose Werbung als Ratgeber tarnt: Desinformation über Homöopathie bei T-Online

13 05 2016

Bei T-Online gibt es in der Internetpräsenz eine ziemlich große Ratgeber-Sektion, in der man sich über alle nur erdenklichen Themen informieren kann:

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Ganz rechts gibt es noch die Überschrift „Specials“ – und deren Inhalt ist wirklich, nun ja, speziell! Hier werden nämlich keine von wem auch immer geschriebenen Ratgeber-Artikel angeboten, sondert es handelt sich – im Dropdown eindeutig zu sehen …

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… um Anzeigen, also reine Werbung. Auf den Unterseiten sieht man dann allerdings nur ganz oben und ganz klein, dass man sich in der Werbeecke befindet (gelb markiert):

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Übersieht man das sieht es also so aus, als handele es sich z.B. bei den Artikeln zu den Themen Homöopathie und Schüßler-Salze um ganz normale Ratgeber-Artikel mit redaktionellem Inhalt und eben nicht um „Anzeigen“. Manchen mag das bekannt vorkommen, und tatsächlich, Gleiches war und ist bei den „NetMoms“ zu beobachten. Es ist noch gar nicht lange her, da hat die fundierte Kritik an äußerst fragwürdigen „Tipps“ in einem NetMoms-Artikel über den Einsatz von Homöopathie bei Kleinkindern dazu geführt, dass dieser Text in Teilen geändert und dann zumindest ein wenig eindeutiger als Werbung gekennzeichnet wurde. So ziert heute jede Seite zur Homöopathie bei den NetMoms folgendes Logo eines bekannten Herstellers von Homöopathika:

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Wer bei T-Online diese Anzeigen aufgegeben hat, darüber wird nicht aufgeklärt, aber komischerweise wird jeder Artikel zu Homöopathie von Werbung der DHU umrankt. Ich habe mir einen dieser Artikel, es geht um eine homöopathische Hausapotheke, Satz für Satz angeschaut und meine Kommentare und Fragen in rot dazu gestellt … …

Globuli: Die sanfte Medizin

Als unbedarfter Leser ohne Fachkenntnis erwarte ich jetzt natürlich echte Informationen zum Thema, denn ich bin ja in der Ratgeber-Sektion von T-Online …

Diese homöopathischen Mittel sollten Sie im Haus haben

Husten, Schnupfen, leichte Verletzungen oder eine Prellung: Manchmal lohnt es sich, alternative Heilmittel im Haus zu haben.

Na ja, zumindest für die Hersteller lohnt sich das immer …

Eine homöopathische Hausapotheke im Sammeletui enthält viele nützliche Mittel.

Aus Kundensicht wäre das Wort „nützlich“ meines Erachtens irgendwie zu belegen, den Nutzen für die Hersteller bestreitet niemand (und wir haben es ja hier mit einer Anzeige zu tun).

Wir erklären, welche Präparate sich für welchen Zweck eignen und unterstützend zu einer klassischen Behandlung eingesetzt werden können.

Ein hehres Versprechen, dessen Einlösung gleich überprüft wird. Aber was ist eigentlich eine „klassische Behandlung“?

Natürlich ist die Wirksamkeit bei allen Mitteln höchst umstritten und in keinster Weise wissenschaftlich belegt.

Was ist daran natürlich, wenn die Wirksamkeit „bei allen Mitteln“ umstritten und nicht belegt ist? Wenn ganz oben von Medizin bzw. „sanfter Medizin“ die Rede ist, und wenn versprochen wird dass der Einsatz bestimmter Präparate erklärt wird, dann ist dieser Satz sehr seltsam! Immerhin wird zugegeben, dass die Wirksamkeit der in der Folge vorgestellten homöopathischen (das Wort wurde leider vergessen) Mittel in keinster Weise wissenschaftlich belegt ist.

Ähnliches mit Ähnlichem heilen – auf diesen Grundsatz setzt Homöopathie, die auf den deutschen Apotheker und Arzt Samuel Hahnemann zurückgeht.

Ja, Hahnemann hat das behauptet. Blöd nur, dass der Hahnemannsche Grundsatz in dieser Form auf einem Denkfehler beruht.

Sollten Sie auf homöopathische Mittel setzen wollen, dann gehören einige Präparate am besten in Ihr Hausapotheken-Etui. Das kleine Täschchen passt auch praktisch in die Handtasche und hat die kleinen Helfer so auch unterwegs oder auf Reisen parat.

Schon hier wird also empfohlen für die eigene Hausapotheke Mittel zu erwerben, deren Wirksamkeit „in keinster Weise wissenschaftlich belegt ist“.

Homöopathische Mittel für leichte Verletzungen

Ob Sportverletzung oder Haushaltsunfall – als ein Mittel der Wahl für Zerrungen oder Prellungen gilt Heilpraktikern zufolge Arnica, das es wie alle homöopathischen Mittel in unterschiedlichen Dosierungen gibt.

Das stimmt, Heilpraktiker behaupten das gerne!

Auch beim gewöhnlichen Muskelkater entlastet Arnica die geplagten Muskelstränge.

In welcher Dosierung, bitte? Die Arnica-Pflanze selbst hat übrigens eine ganze Reihe von Wirkungen und wird tatsächlich medizinisch genutzt (Zitat Wikipedia: „… zur äußeren Anwendung bei Verletzungen und bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden„), ist aber wegen diverser Nebenwirkungen nicht für innere Anwendungen zugelassen. Als Globuli darf man sie natürlich schlucken, aber blöderweise konnten wissenschaftliche Studien keinen Nutzeffekt homöopathischer Arnikapräparate feststellen. Dieser Satz ist also eine dreiste Lüge!

Als weiteres Notfallmittel sind Rescuetropfen aus Bachblüten bekannt. Sie sollen das seelische Gleichgewicht nach kleineren Unfällen, Verletzungen, Schreckerlebnissen, oder Aufregungen wieder herstellen.

Das hat aber jetzt mit Homöopathie genau so viel zu tun wie Erdnussbutter mit der Erdrotation. Die – bis auf den Alkohol, ein Schnäpschen kann ja tatsächlich ein wenig die Aufregung lindern – völlig wirkungslosen Rescuetropfen gehören nicht zu den Homöopathika und haben in diesem Artikel nichts verloren. Es sei denn der Hersteller möchte hier werben – und siehe da, auf der NetMoms-Seite zur homöopathischen Hausapotheke sind die Tröpfchen auch zu finden (präsentiert von DHU, s.o.)…

Erkältung oder Halsschmerzen – das kann helfen

Belladonna – das Mittel aus Tollkirsche – kann bei Entzündungen und Fieber eingesetzt werden.

Klar kann es da eingesetzt werden, aber was bringt es? Welche Studien zeigen eine positive Wirkung? Und übrigens: Belladonna ist bekanntlich unverdünnt höchst giftig. Dass in dem Text keinerlei Hinweise auf die notwendige Verdünnung (auch wenn‘s die Homöopathen werbewirksam Potenzierung nennen) angegeben ist, finde ich schon recht merkwürdig. 

Bei Verkühlung, Blasenbeschwerden, bei Übelkeit aufgrund zu fettem Essen oder Verdauungsbeschwerden können Sie es mit Pulsatilla versuchen. Die Arznei aus Küchenschelle lindert die Beschwerden.

Hier fehlt wie oben der Hinweis, dass man natürlich nur homöopathisches Pulsatilla einnehmen sollte, denn einer der Inhaltsstoffe der Pflanzen hat doch recht unangenehme Nebenwirkungen (Erbrechen, Durchfall und Schwindelanfälle …), wenn jemand auf die Idee kommen sollte sich an der Pflanze selbst zu bedienen. Und wo sind die Belege dafür, dass diese „Arznei“ die beschriebenen Beschwerden lindert?

Bei plötzlich auftretenden Erkältungs- oder Grippesymptomen, Halsschmerzen, Heiserkeit, trockenem Husten kann Aconitum Linderung verschaffen.

… und schon wieder fehlt der Hinweis auf die einzunehmende Verdünnung – „roh“ verzehrt kann der Eisenhut (eine der giftigsten Pflanzen Europas) dafür sorgen, dass man in Zukunft definitiv keine Hausapotheke mehr braucht. 

Hilfe bei Insektenstichen, Blasen und Verbrennungen

Lästige Mückenstiche jucken angeblich weniger, wenn Ledum (Sumpfporst) eingesetzt wird.

Ja, angeblich! Ansonsten soll auch hier erwähnt werden, dass die Pflanze selbst diverse eher negative Wirkungen hat: Mögliche Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Magen- und Darmentzündungen mit Durchfall, Schädigungen der Nieren und Harnwege, Schlafdrang, Schweißausbrüche, Muskelschmerzen und Aborte.

Nach Bienenstichen kann Apis (ganze Biene) die Begleiterscheinungen wie Juckreiz und Entzündungen lindern. Das gilt auch für Wespen- und Hornissenstiche.

Immerhin steht da, dass das Homöopathikum aus einer ganzen (zermatschten) Bine hergestellt wird. Aber Vorsicht! Bei Bienengift-Allergikern kann die Gabe von Apis in niedriger Potenz brandgefährlich sein, denn da reichen einzelne Moleküle umd eine allergische Reaktion auszulösen! Eine entsprechende Empfehlung nahm der WDR vor einiger Zeit nach zahlreichen Beschwerden vom Netz

Wer sich gegen Sonnenbrand schützen möchte, hält sich am besten im Schatten auf und sorgt für ausreichend Hautschutz mit entsprechender Sonnencreme.

Dieser Tipp ist trivial und richtig.

Zeigt die Haut nach zu viel Sonnengenuss rote Pusteln, dann kann das Mittel Sol britannicum gute Dienste leisten.

„Sol britannicum“? Wirklich? Da wird einfach Milchzucker in die Sonne gelegt und mit einem Glasstab umgerührt! Glauben Sie nicht? Ist aber so und hier nachzulesen:

Das Homöopathikum Sol wird hergestellt, indem man Milchzucker konzentrierten Sonnenstrahlen aussetzt und immer wieder mit einem Glasstab verrührt. Es gehört zur Gruppe der Imponderabilien.

Danach wird wahrscheinlich noch kräftig „verdünnt“, bzw. hier eher verrieben, um die gewünschte Potenzierung zu erhalten. Und das soll helfen? Geht es noch lächerlicher?

Auch Belladonna soll bei geröteter, heißer Haut helfen.

Hatten wir ja oben schon …

Sollten sie stärkere Beschwerden haben, gehen Sie unbedingt zum Arzt.

Oder gehen Sie besser gleich zum Arzt, das erspart gegebenenfalls Schmerzen, in jedem Fall Geld und sie bekommen dort in der Regel gleich richtige Arzneimittel, wenn sie denn welche benötigen …

Übelkeit und Durchfall – und was dagegen hilft

Auf Weg in den Urlaub rumort es bei einigen im Magen. Kaum steigen Sie ins Auto oder Flugzeug, geht es los. Wer unter Reiseübelkeit leidet, kann dieser mit ein paar Kügelchen Cocculus (Scheinmyrte) begegnen.

Wurde im Bekanntenkreis bei Kindern ausprobiert – brachte nichts (zum Glück waren Plastiktüten im Auto …)! Belege wieder einmal Fehlanzeige und übrigens beinhaltet auch diese Pflanze psychoaktive Substanzen, so dass es keine schlechte Idee ist, diese nur homöopathisch anzuwenden. 

Bei zu üppigem oder ungewohnten Speisen, die auf Magen und Darm schlagen, kann Nux vomica (Brechnuss) Abhilfe schaffen. 

Bei dieser Pflanze ist der Name Programm – kein Wunder, denn sie erhält mit Strychnin ein sehr bekanntes Gift.

Doch auch hier gilt: Bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie auf alle Fälle einen Arzt aufsuchen.

Aber bitte einen richtigen …

Wirkweise von Kritikern in Frage gestellt

Streitpunkt dabei sind die wissenschaftlichen Beweise für dieses Therapiekonzept, die in der Tat fehlen.

Nein! Dass das „Therapiekonzept“ eine Wirkung hat zweifeln viele Kritiker gar nicht an, allerdings ist diese Wirkung vollkommen unabhängig von den (in höheren „Potenzen“ abslout wirkungslosen) Globuli! 

Kritiker halten der Homöopathie außerdem vor, dass die Globuli nur einen Placebo-Effekt erzielen.

Nein, das hält man der Homöopathie nicht vor. Man verweist nur gerne darauf, dass Homöopathika keine über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirkung haben – und das ist schlicht und einfach eine in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigte Tatsache, der sich sogar explizite Befürworter von alternativmedizinischen Verfahren nicht entziehen können.

Immerhin sind die eingesetzten Arzneien extrem verdünnt.

Was heißt hier immerhin? Und was bedeutet extrem? In obigem Text wird an keiner einzigen Stelle erwähnt, ab welcher Verdünnung der vorgeschlagene Stoff zu verwenden sei. Dass das mit dem Verdünnen angesichts der vielen „Wirkungen“ der oben genannten Pflanzen eine gute Sache ist dürfte für jeden nachvollziehbar sein. Vielleicht sollten die Verfasser dieser Anzeige bei jedem der oben vorgestellten Stoffe vor den Nebenwirkungen beim „Rohverzehr“ warnen und die Mindestverdünnung ihrer Mittelchen angeben. Und überhaupt: Seit wann benutzen Homöopathen den Begriff „Verdünnung“? Heißt das bei denen normalerweise nicht Potenzierung

Inwiefern homöopathische Arznei das geeignete Mittel ist, muss letztlich jeder selbst entscheiden.

Das ist Unsinn! Man kann zwar selbst entscheiden, welches Mittel man zu sich nimmt – ob das dann geeignet ist oder nicht ist aber eine ganz andere Frage. 

Allerdings gibt es zumindest Hinweise darauf, dass Homöopathie bei bestimmten Krankheitsbildern hilft – etwa bei Hautausschlag, Schmerzen oder Stichen.

Welche Hinweise? Belege bitte! 

Gute Erfolge können die natürlichen Heilmittel auch bei Erkältung, Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen erzielen.

Auch hier: Haltlose Behauptungen ohne jeden Beleg! Gerade bei Kopfschmerzen zeigte eine der methodisch besten Studien zur Homöopathie eindeutig, dass Globuli eben nicht wirksam waren.

Grundsätzlich gilt aber: Auch eine homöopathische Behandlung kann den Arztbesuch oder einen Gang zum Heilpraktiker nicht ersetzen. Insbesondere die Dosierung und Anwendungsweise muss immer mit einem Homöopathie-Experten besprochen werden.

Hier sollte man statt „homöopathische Behandlung“ dann doch besser „homöopathische „SELBST-Behandlung“ schreiben, denn es geht doch um eine Hausapotheke, also um Mittel, die man zu Hause im Falle eines Falles schnell anwenden kann- wie etwa ein Pflaster, ein Kühlkissen oder (echte) Kopfschmerztabletten. 

T-Online tut sich mit solchen als Ratgeber-Artikel getarnten Werbetexten sicher keinen Gefallen. Es zumindest viel deutlicher kenntlich gemacht werden, dass es sich bei diesen Artikeln um schnöde Werbeanzeigen handelt. Die kleine Klammer unter dem Seitenmenu ist da definitiv zu wenig.





Dem Herrn Müller seine Fünf oder das letzte Zucken einer versprengten Zahlenschwurblertruppe

12 05 2016

Eigentlich hatte ich nach ganz etwas anderem gesucht, aber nachdem ich auf diese Seite gestoßen war musste ich dort einfach weiter stöbern …. Es geht um das da:

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Und auf den folgenden Seiten erfährt man dann etwas über diese „Lehre“ …

im Alltag, über ihren Schöpfer, seine Werke und über das Schiksal sowie die Perspektive der Pentalogie von Hans Müller erfahren Sie hier mehr.

Die Pentalogie von Hans Müller im Alltag? Was heißt eigentlich Pentalogie? Wikipedia weiß da etwas :

Eine Pentalogie von griechisch pentalogía (penta „fünf“ und logos „Wort“) ist eine Folge von fünf zusammengehörenden künstlerischen Werken

Die Beispiele (klar kenne ich die Anhalter-Serie von Douglas Adams, die als „vierteilige Trilogie in fünf Bänden“ reüssiert; während mir John Updike’s „Rabbit-Pentalogie“ völlig unbekannt ist) bringen in Hinsicht auf Herrn Müller keine Klärung, also musste ich mich weiter durch die Webseiten wühlen. Viel Neues sollte man da allerdings nicht erwarten, denn …

In dieser Lehre wurde nicht viel NEUES Wissen zu den Menschen gebracht, sondern ALTES Wissen mit einem Struktursystem verbunden, dass in seiner Pentamerie (Fünfstrahligkeit) den Menschen innerhalb seines Körpers repräsentiert. Dieser streckt sich mit seinem Kopf, den beiden Armen und den beiden Beinen mit genau 5 Teilen in die Umwelt hinein.

Also „ALTES Wissen“, neu in irgendetwas „Fünfiges“ strukturiert? Hä? Und überhaupt: Was war das mit der Fünfstrahligkeit? Genau 5 (fünf) Teile strecken sich … … hmmm, manche Männer würden da ja vielleicht – die einen mehr, die anderen weniger – widersprechen … … aber egal, das dürfte also ein Bild ergeben, das ungefähr so aussieht (danke Wikipedia):

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 Aber halt, Herr Müller hat das obige Bild noch ein wenig weiter geführt, denn …

Mit hinzu zu nehmen sind dann 5 Lücken, wovon je zwei neben dem Kopf und neben dem Körper sowie eine zwischen den gespreizten Beinen liegt.

Holla! Lücken neben dem Kopf und neben dem Körper – und sogar eine zwischen den gespreizten Beinen!!!!!! Ääääh, ganz schnell das Kopfkino ausschalten! Am Ende kommt dann jedenfalls laut Herrn Müller folgendes Bild bei der Pentalodingens heraus:

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Und die Zahlen? Wo kommen die denn jetzt her? Erwürfelt?  Wohl nicht! Denn immerhin wird schön ordentlich gegen den Uhrzeigersinn gezählt, oben bei 1 angefangen und links vom Kopf steht dann die Null. Und das gibt dann was?

Der Bezug, der durch den Fünfstern in Kombination mit den Zahlen -als wirkende Prinzipien- auf den Menschen hergestellt wird, ermöglicht eine sehr diffizile, genaue pneumatische (feinstofflich-geistige), aber auch somatische (körperliche) Analyse der individuellen Anlagen, vermutlichen Neigungen, potentieller Schwachstellen und Stärken, wenn man denn bereit ist, das Wirken der 10 Prinzipien als gegeben und richtig anzuerkennen.

Ein herrlicher Absatz! Ein „Fünfstern„, der ja eigentlich ein Zehnstern ist, wohl doch eher willkürlich zugeordnete Zahlen – und das alles soll dann irgendwelche Anlagen und Neigungen zeigen, „wenn man denn bereit ist“ den Quatsch als „gegeben und richtig anzuerkennen„. Das ist immerhin ehrlich, denn wenn man nicht bereit ist bleibt das eben Quatsch! Und was bedeuten die Zahlen jetzt? Nun ja,  wer ein wenig Zeit hat kann sich die 10 Zahlenprinzipien hier (“ … eine sehr freie, philosophisch geprägte Zusammenstellung einiger Eigenschaften, keineswegs vollständig …„) anschauen, ich habe mir ein paar Lieblingsprinzipien herausgesucht

  • Null, Ursprungs-, Wandlungs- und Endpunkt aller Zahlen. Null ist das Nichts, die Leere und ihr Gegenteil. Sie ist als 10: Alles in Allem, die Fülle.
  • Die Neun ist das eigentliche Moment der Zahl. Sie ist Kennzeichen des bewegenden Willens und der Zeit. Sie ist die schwingende, übermittelnde und übertragende Frequenz der Prinzipien. Die Neun ist an sich kein schöpferisches Prinzip. Sie zeugt nicht und schafft nicht selbst. Sie ist nicht polar, nicht zentral, nicht führend und nicht originell. Dafür ist sie vermittelnd, leitend und übermittelnd, obwohl sie selbst der Anleitung, der Anregung und Führung bedarf.
  • Für die Lücke zwischen den Beinen gilt: […] Sechs ist der zeugende Wille, die triebhafte Natur, der Kraftgeist, der in das Irdisch-Körperliche herabzieht. Sechs ist Attraktions- und Repulsionswirken. Sechs sind die körperlichen und animalischen Instinkte und Energien.[…] Die sechste Stufe bedeutet die Einordnung der oberen Dreiheit in den Bereich der elementaren Welt. Das Resultat der Schöpfung aus der Dreiheit des Geistes: 1 + 2 + 3 = 6.

Ja, toll! Während die Null auch eine Zehn sein kann und die Neun leitend Anleitung braucht wird bei der Sechs plötzlich und unerwartet (richtig) gerechnet: 1 + 2 + 3 = 6. Was bei der Sechs so wirklich, also im Detail, addiert wird ist zwar nicht so ganz klar, aber in dem schwafligen Geschwurbel besticht diese triviale Rechnung durch ihre Klarheit. Dann gibt es noch „Achsen„, die man einfach dadurch erhält, indem man gegenüberliegende Spitzen des DoppelpentagramsPrinzipien“ miteinander verbindet. Hier ein Beispiel ohne das dazugehörige Erklärungsgeschwurbel:

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Nicht zur Erläuterung sondern zur weiteren Verschwurbelung trägt die auf dieser Seite zu findende „Kostprobe der Originalliteratur […] aus dem Werk „Strahlungsorganismus“ (Das strahlende System des menschlichen Geistes Band 5, Textausschnitt aus dem Kapitel „Die achsialen Verspannungen und ihre Lösung nach Zeiten, Seiten 288-293)“ am Ende bei. Und hier wird wieder gerechnet – dieses Mal aber nicht mit irgendetwas sondern mit Lebensjahren:

So löst sich zum Beispiel die Vertikalachse von Sechs nach Eins, als Spannung, die dem numerologischen Aspekt der Zahl 16 entspräche, mit 16. Jahren aus. […]

In entgegensetzter Richtung löst sich die Achse von Eins nach Sechs als Spannung mit 61 aus. Folgerichtig zu erwarten ist das mit 61 Jahren.

Herr Müller erblickte wohl dann die 5 Achsen und plötzlich fiel ihm etwas auf:

Werden die Achsen so herausgestellt, dass die beiden Lösungszeiten übersichtlich untereinander stehen, dann ist zunächst zu erkennen, dass die Anfangs- und Endzeiten gänzlich verschieden liegen, dass aber die Zeitabstände dazwischen die gleichen Längen, beziehungsweise die gleiche Zeitdauer aufweisen. Die Differenz macht in jedem Falle 45 aus. Analog dem ist das eine Zeitdauer von 45 Jahren.

Das musste er natürlich gleich noch einmal vorrechnen:

  • I.          16 bis 61:  Differenz zwischen 61 und 16 ist 45.
  • II.         27 bis 72:  Differenz zwischen 72 und 27 ist 45.
  • III.        38 bis 83:  Differenz zwischen 83 und 38 ist 45.
  • IV.        49 bis 94:  Differenz zwischen 94 und 49 ist 45.
  • V.         05 bis 50:  Differenz  zwischen 50 und 05 ist 45.

Was für einen Mathematiker offensichtlich ist* lieferte Herrn Müller eine sensationelle Erkenntnis und plötzlich ward ihm die Zahl 45 ganz ungeheuer wichtig:

Hier tritt die Zahl 45 als Zeit und als Frequenzwirken recht deutlich in Erscheinung. Sie ist stets in dieser Bedeutung anzutreffen, als höchst entscheidendes generelles Moment im Dasein des Menschen und aller Wesen.

Hat man erstmal die 45, dann kann man – wie Herr Müller – weiter damit herumspielen. Halbieren ist so eine Möglichkeit, dann erhält man 22,5 und diese Zahl wird dann auch irgendwie wichtig – und kriegt deshalb einen netten Namen: „Mittenauslösung„! Und wieder kann gerechnet werden, wobei auf das Kleinzeugs hinter dem Komma gerne verzichtet und mal ab- und mal aufgerundet wird.

Neben den Achsen gibt es noch „Ebenen“ (das ist einfach: wenn man 2 und 0 oder 3 und 9 oder 4 und 8 oder 5 und 7 in obigem Bild verbindet kriegt man eine solche) und Trigolone! Trigo-was? Gemach, das wird so erklärt:

Die Pentalogie kennt 3 Trigolone. Ein Trigolon ist charakterisiert durch drei Prinzipien, je eins aus der ‚ersten Welt‘, eins aus der ‚zweiten‘ und eins aus der ‚dritten Welt‘.

Wo die Welten jetzt herkommen sollte man nicht hinterfragen, weil es sowieso egal zu sein scheint:

Die Einteilung des Pentagramms in 3 Welten ist eine eingebürgerte Ausdrucksweise, man kann auch philosophisch herangehen und von 3 Sektoren sprechen.

Aha! Eine Welt ist also ein Sektor, zumindest wenn man philosophisch herangeht …

Die Null gehört keiner Welt an!

Ich finde es ja fies, die Null einfach von allen Welten auszuschliessen, wo sie doch (s.o.) auch eine 10 und damit „Alles“ sein kann.

Die Durchspannung der drei Welten eines Trigolons führt zur geometrischen Form des gleichseitigen Dreiecks und stellt für den Träger der Zahlen ein harmonisches Verspannungsmoment dieser Prinzipien dar, das sich von der Achsenverspannung durch den Grad der wechselseitigen Einwirkung abhebt. Schließlich sind bei der Achsenverspannung immer je 2, beim Trigolon je 3 Prinzipien beteiligt.

Und so sieht das dann aus (Beispiel):

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Es gibt dazu noch ein Mutter-Trilogon (2-5-8) und ein Sohnes-Trigolon (3-6-9) – Töchter scheinen in der Pentalogie nicht zu existieren. Außerdem sind die Trigolone natürlich keine „gleichseitigen Dreiecke„, gleichschenklig ja, aber dass sie nicht gleichseitig sind sieht man sofort (die Seite ‚1-7‘ ist offensichtlich länger als die gleich langen Seiten ‚1-4‘ und ‚4-7‘). Was es damit auf sich hat wird ausnahmsweise mal nicht erklärt, über diese „Dreifachverspannungen“ kann man sich in den entsprechenden Kursen informieren – so man denn will (… ich verzichte gerne).

So richtig beginnt die Schwurbelei und Schwurbelrechnerei aber erst bei diesem Thema:

Das dynamische Pentagramm
beschreibt dagegen die individuelle bzw. spezielle Betrachtung, was sich durch die Auswirkungen des energetischen Verhaltens der Prinzipien ausdrückt. Um herauszufinden, wo die Prinzipien des (Geburts-)Datums in der dynamischen Betrachtung stehen, muss zunächst die Quersumme des Datums errechnet werden, welche gleichzeitig den Typ verrät. Die Endziffer muss einstellig sein und gibt an, welches Prinzip die Position der EINS erhält. Davon ausgehend wird logisch weitergezählt, wobei die dynamische Kreisung ebenfalls nur die Zahlen enthalten sollte, die im (Geburts-)Datum statisch enthalten sind und in die Betrachtung einfließen. Die Jahrhundert und Jahrtausendziffer wird zwar in der Quersumme hinzugezählt, für die statisch-dynamische Betrachtung des Individuums oder des Ereignisses werden diese beiden Zahlen in der Regel jedoch nicht berücksichtigt.

Verstehen muss man das aber nicht, denn auf dieser Seite kann man sein Geburtsdatum eingeben und erhält das bekannte Bildchen, jetzt aber mit einer Zahl in der Mitte und einer sehr eigenwilligen Belegung einiger „Spitzen“:

penta07

Klar, das liefert ganz viel Faselpotential, das sich zum Beispiel  so liest:

Menschentyp 2/Zwei
Zweiertypen unterliegen der bipolaren Wechselspannung und finden sich oft in gegensätzlichen Verstrickungen, zwischen oben und unten, Recht und Unrecht, diesseits und jenseits, sympathischem Anziehen und antipathischem Abstoßen. Trotz dieser Zerteilung wird dem Zweiertyp ein ruhiges Temperament nachgesagt, was ihn nicht davon abhält mehrere Sachen gleichzeitig zu verfolgen bzw. zubereiten. Wenn er sich für eins der vielen Dinge entscheiden muss, so tut er dies i.d.R. recht überlegt und wohl reflektiert. In Geldsachen und anderen wirtschaftlichen Gebieten bleibt er sich ein Leben lang treu, immer das Eigentum bewahren oder bedacht vermehren. Im Zweifelsfall kann dieser Typ sehr beherzt seine Überzeugungen vertreten bis hartnäckig durchsetzen. Da 2 eine weibliche Zahl ist gelingt es den weiblichen Trägern des Typs in den meisten Fällen besser damit zurecht zu kommen. Bei Einflüssen aus dem Umfeld sind es andere Frauen, die dem Typ in unbefriedigender Weise zu Entwicklungen verhelfen, die ihn in Intrigen verwickeln und zu Verlusten nahestehender Personen führen. […]

Pseudopsychologisches Geschwurbel vom Feinsten! Und das war jetzt nur ein Teil des Textes für die „2“ in der Mitte! Auf jeden Fall haben die Anhänger dieser sehr merkwürdigen Zahlenschwurbelmethode mehr als genug Material für ausuferndes und völlig sinnloses Gelaber, denn Herr Müller postulierte in einem seiner Werke sage und schreibe „47 pentadische Menschentypen“ (also 45 plus zwei!).

Apropos Anhänger der Pentalogie: Viele scheinen es ja nicht zu sein. Tatsächlich finden sich bei einer Googlesuche – neben der hier mehrfach zitierten Webpräsenz – kaum Einträge über diesen Unsinn (allerdings anderes numerologisches Schwachsinnszeugs, das sich auch so nennt). Aber die „Gesellschaft Penta e.V.“ hat immer noch einen Treffpunkt, der sogar mit „einem Multifunktionsgerät zum Drucken, Scannen und Kopieren“ ausgestattet ist. Dort gibt es die Bücher des großen Meisters, die allerdings ansonsten vergriffen sind. Nachdrucken geht leider nicht, da Herr Müller die Rechte an seinen Werken seiner letzten Lebensgefährtin übertragen hat – und die scheint sie nicht herausrücken zu wollen. Die letzten verbleibenden Fans (viele scheinen es nicht zu sein: 5 in Deutschland und eine Dame in Österreich) leiden zumindest nicht an Bescheidenheit, denn sie bieten sogar eine Penta-Akademie im Angebot. Auch die „Gesellschaft Penta e.V.“ möchten die letzten Verbliebenen wieder aufleben lassen, denn da ist in den letzten Jahren doch einiges passiert. Schien es zum Start in Sechzigern noch zwei andere Protagonisten, waren die irgendwann dann doch weg:

Diese beiden Männer gingen jedoch jeder seine eigenen Wege: das Institut für Pentalogie in Basel, dem Wohnsitz von F.G. erstarb mit den Jahren, die Beteiligung von H.E. ließ nach, als eine stärkere kommerzielle Ausschlachtung des Wissens unerwünscht war.

und weiter:

Nach Hans‘ Tod (Mitte der Achziger Jahre) wurde der Verein nicht gelöscht, er lag „auf Eis“, weil niemand aktiv war.

Das hätte es ja sein können, aber dann:

In den 90-er Jahren wurde der Verein durch Christas Initiative und den Unterschriften vieler ehemaliger Mitglieder reaktiviert, um einer neuen Gruppe <<Interessenten an den Quellen der Pentalogie von Hans Müller>> eine Platform zu geben, mit der sie (rechtlich) abgesichert sind.

Und dann wird`s tragisch:

Dieses anfängliche Wirken verlohr sich, als die Hauptperson aus „der neuen Gruppe“  absprang und erstarb vollends für viele Jahre, nachdem Christa bei einem Autounfall plötzlich verstarb.

Und trotzdem gibt es noch ein paar rührige Vertreter dieser Schwurbelei, die es sogar geschafft haben, ihren Nonsens an zwei Volkshochschulen unterzubringen: In Merzig gab es 2015 einen Kurs und die vhs Worms hat zumindest einen Informationsabend angeboten. Eine allzu große Zukunft dürfte diese Zahlenschwurbelei trotzdem wohl nicht haben. Aktuelle Kursangebote sind nicht zu finden, die Literatur ist nicht mehr verfügbar, die letzten Protagonsiten sind überwiegend im Rentenalter. Ersatz gibt’s ja in Hülle und Fülle, zum Beispiel bei Frau Wenzel – ihre Pentalogie („Der planbare Erfolg fürs Leben„)  hat zumindest ein hübscheres Bild auf dem Titel des selbstverlegten Buches.

 

<small>* Wenn man eine aus den beiden Ziffern a und b (a > b) gebildete zweistellige Zahl (10a + b) „herumdreht“, also die Zahl (10b + a) bildet, dann ist die Differenz zwischen den beiden Zahlen immer 9*(a-b), und da a-b hier immer gleich 5 ist … … egal! Wer erwartet hier schon mathematische Erkenntnisse?</small>





Karten auf den Tisch, Herr Flückinger: Wann gibt’s den nächsten Terroranschlag?

10 05 2016

Die Selbstüberschätzung einiger Astrologen ist schon wirklich widerlich. Ein ganz besonderes Beispiel dazu liefert der Schweizer Edgar Valentin Flückinger. In einem YouTube-Video behauptet er schon in der Überschrift:

Terror-Anschläge auf den Tag genau vorhersehbar

In dem dazugehörigen Beschreibungstext wird er deutlich:

Wie Terroranschläge auf den Tag genau feststellbar sind zeigt der Astrologe hier auf. Für Laien und Involvierte leicht nachvollziehbar. Die Daten der gefährlichen Tage basieren auf einer einzigen Planeten-Verbindung zur Sonne, die jeder Laie spielerisch lokalisieren kann. Das Programm zeigt den Atten-Tag und Katastrophe im Voraus genau an. Kein Terrorist vermag diese kosmischen Energien durch Plan und „Wahl“ zu umgehen.

Die Terroristen werden also quasi „gezwungen“ ihre Attentate an bestimmten, von Astrologen vorher berechenbaren, Tagen zu begehen? Wirklich? Und schon wirft er den Geheimdiensten Unwissenheit und Tatenlosigkeit vor:

Die Geheimdienste trifft somit den Vorwurf, dass sie aufgrund von haltlosen Vorurteilen und Besserwisserei fahrlässig Menschenleben aufs Spiel setzen. Sie lassen Opfer zu, die zumindest in manchen Fällen zu verhindern wären. Das Gefahrenpotential exakt bestimmbarer Tage zu bestimmen, ist keine Nebensächlichkeit. Sie nutzen jedoch diese markante Tatsache nicht.

Na los, Herr Flückinger! Dann zeigen Sie doch einfach, dass Sie das können! Sie behaupten, ihr über 40-minütiges Geschwurbel wäre unwiderlegbar? Ach, das Video ist mir wirklich egal, denn es geht um ihre Behauptung, diese Tage wären vorhersehbar. Na los! Wann finden die nächsten Attentate durch den IS statt? Nennen Sie zumindest die gefährlichen Tage, und diejenigen, an denen – gemäß ihrer Sterndeutung – nichts passieren „darf“. Das können Sie doch, oder? Zumindest behaupten Sie das:

Der Astrologie zeigt hier an nur einer einzigen Konstellation deutlich und unwiderlegbar auf, was als Vorsorge zusätzlich machbar wäre. JEDER „ATTENTAG“ ist genau lokalisierbar. Gleichzeitig auch jene Tage, die ohne zu erwartende Terror- Katastrophen verlaufen. Allein mit dieser Kenntnis von Monat und Tag, könnte ganz einfach viel Aufwand, und der Bevölkerung unnötige Angst erspart bleiben.

Auf geht’s! Schicken Sie mir ihre Daten, gerne auch per Privatmail (und auf Wunsch ohne Veröffentlichung), dann werden wir ja sehen, ob ihre wahnwitzigen Behauptung wirklich wahr ist oder doch nur ein Hirngespinst. Sie müssen natürlich ein entsprechendes Datum und den Ort mindestens eine Woche im Voraus nennen. Sie haben ja in ihrem Video von Ende April schon drei Termine für Brüssel genannt (den 2. Mai, den 7. Mai und den 16. Juni), von denen sie aber jeweils auch sagen, dass nichts passieren muss. Trauen Sie sich?

 








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