Kumaré – die Fake-Guru-Doku jetzt auf youtube!

23 02 2015

Ein schöner Film gefällig? Bitteschön! Der Dokumentarfilm des New Yorker Filmemachers Vikram Gandhi, der sich als indischer Guru ausgibt, Anhänger findet – und denen nachher die Wahrheit beichten muss ist seit einiger Zeit auf Youtube zu finden:

Ein wirklich schöner Film, auf den man nicht oft genug hinweisen kann …

Danke für den Hinweis auf Facebook!





Astro TV? Nein, Hessischer Rundfunk! (mit Update)

31 12 2014

Wer am 30.12.2014 beim Zappen über die Sendung „hallo Hessen“ im hessischen Fernsehen gestolpert ist (sie ist noch ein paar Tage in der Mediathek verfügbar), dürfte ein wenig überrascht gewesen sein. Was dort zu sehen war würde man eher bei einem Sender wie Astro-TV erwarten: Eine völlig unkritische Selbstdarstellung eines selbsternannten Handlesers, Pendlers und Wahrsagers, dem der Hessische Rundfunk auf Kosten der Gebührenzahler eine über 40-minütige Werbeveranstaltung ermöglichte. Kritische Rückfragen? Fehlanzeige! Und die Reaktion auf kritische Stimmen auf Facebook spricht auch Bände:

hr301214Das „Augenzwinkern“ war nirgends zu sehen, stattdessen Werbung pur mit einem  vermeintlich „sensationellen“ Prognosetreffer (siehe Update unten) des Wahrsagers – für einen öffentlich-rechtlichen Sender mit Bildungsauftrag war das ein absolutes Armutszeugnis, und beim HR  nicht das erste Mal.

Beibt die Frage ob der HR diesem Menschen auch noch eine Gage gezahlt hat? Ich befürchte ja, dass die das getan haben – und damit die Gebührenzahler auf deren eigene Kosten veralbert. Wieviele auf diesen lächerlichen Unsinn hereingefallen sind möchte ich gar nicht wissen – für den Wahrsager ist es auf jeden Fall ein lukratives Geschäft: 20 Euro nimmt der für eine „Kurzberatung“, 100 Euro für eine Stunde Gelaber – und natürlich wirbt er im Internet gerne mit diesen Auftritten. Dass der Mann nicht mehr als schwammiges Gelaber drauf hat konnte man in der Sendung übrigens sehr gut überprüfen …

Zum sensationellen Prognosetreffer:

Der Handleser/Pendler-Schwurbifex hatte einer Teilnehmerin an der Vorjahressendung (einer Frankfurter Konditorin) kommenden Kindersegen prognostiziert, und tatsächlich, im August wurde der Dame ein Kindlein geboren. Komisch ist dabei natürlich, dass die Frau zum Zeitpunkt der Sendung so etwa in der 8. Schwangerschaftswoche gewesen sein muss (wenn es denn keine Frühgeburt war) und ihr die Schwangerschaft schon „irgendwie“ hätte auffallen müssen („ihre Tage“ dürfte sie ja schon 2 mal nicht gehabt haben). So ist die Darstellung des hr nicht nur eine lächerliche Esoterikwerbung, mit dem nach dem Duktus der Sendung quasi selbst recherchierten Trefferbeispiel wird der Fernsehzuschauer schlicht und einfach betrogen!

 





Donnerstagsvideos (9) – für Kurzentschlossene: Kumaré noch 3 Tage in der Servus-TV Mediathek verfügbar

3 04 2014

Der schöne amerikanische Dokumentarfilm Kumaré des New Yorker Filmmachers Vikram Gandhi lief letzte Woche – nicht zum ersten Mal – bei Servus TV, und ist deshalb auch wieder in der dortigen Mediathek verfügbar. Wer also etwa 90 Minuten Zeit hat und den Film noch nicht kennt, dem lege ich diese wirklich gut gemachte (und wahre) Geschichte eines gefakten Gurus ans Herz, der sich am Ende fast nicht traut seinen treuen Anhängern die Wahrheit zu sagen.

 

Viel Spaß!





Öffentlich-rechtliche Volksverdummung

1 01 2014

Ja, es gibt Menschen, die sich zum Jahreswechsel ein Horoskop erstellen lassen (gegen Geld), zur Kartenlegerin rennen (gegen Geld) oder sich gar aus der Hand lesen lassen (gegen Geld). Und es gibt öffentlich-rechtliche Medien, die ihren Bildungsauftrag vergessen und stattdessen für dieses Unsinn zum Jahresende werben. Wäre es nicht eher die Aufgabe der Medien, die Öffentlichkeit vernünftig zu informieren und den Hörerinnen und Zuschauern zu erklären, dass solche Aktionen zwar durchaus unterhaltsam sein können, dass man sie aber zum einen nicht ernst nehmen darf und zum anderen sich das Geld insbesondere dann sparen sollte wenn man nicht allzu viel davon hat? Nun ja, scheinbar sieht das die ein oder andere Redaktion aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich dann doch ein wenig anders und lässt sich ungeniert für die Werbung esoterischer Angebote missbrauchen.

So zum Beispiel beim Hessischen Rundfunk, wo man sich für den vorletzten Tag des letzten Jahres für die Nachmittagsshow „hallo hessen“ einen Handleser einlud und mit einer ganz tollen Aktion aufwartete: Die Zuschauer sollten ihre Hand einsfantadings2_3cannen, das Bild an den Sender schicken damit der Handleser dann einzelne davon per Telefon kontaktieren und Voraussagen für das kommende Jahr treffen kann. Nun ja, den gleichen Unsinn hatte der Sender bereits Ende 2012 veranstaltet, worauf der Herr Handleser auf seiner Webseite natürlich stolz hinweist.

Dieser Mann, dessen Fantasie der überaus lustige Künstlername „El Fantadu“ entsprang, mag ja auf Jahrmärkten seinen Platz haben, aber glauben die Leute in der HR-Redaktion tatsächlich was auf der Webseite dieses Herrn steht:

Ihre einmaligen Handlinien, sind für mich wie ein offenes Buch.

Ein Buch, in dem das Leben der Menschen die meinen neutralen Rat suchen, von der Zeugung und der Entwicklung zum erwachsenen Menschen, bis zum Schluß eingraviert ist! Ein Buch der Möglichkeiten-, Lebensstationen-, Träume- und der Blokaden, die in jedem von uns stecken, vorgeschrieben steht!

Wobei mich ja schon interessieren würde, was der Mann über die Zeugung eines Menschen aus der Hand lesen können will (… ob man ihn nach dem Wochentag oder der praktizierten „Stellung“ fragen sollte?). Auch mit Tarotkarten kennt der sich aus:

Außerdem zeigen mir die Karten deutlich die äußeren Einflüsse mit denen du jetzt konfrontiert wirst und welche Chansen du hast, dich in der Zukunft damit erfolgreich auseinander zu setzen!

… rühmt sich seines 6. Sinns und bescheinigt sich einen liebevollen Umgang – mit den Karten:

Nutze meinen angeborenen 6. Sinn und meine über 40 Jahre Erfahrung im liebevollen Umgang mit den verschiedenen Kartendecks.

Dazu pendelt der Mann auch noch und schreibt dazu diesen Schwachsinn:

Das Pendeln über Bildern und persönlichen Gegenständen fremder Personen,  bringt mir sensitive Einblicke in die Persönlichkeit, Lebensweise und Gesundheit dieser Menschen. – Wenn du also wissen möchtest, welche Bedeutung du im Leben dieser Peson hast, – Warum dieser Mensch so ist wie er ist, oder welche Bedeutung du in seinem / Ihrem leben spielst, dann bringe mir bitte (Einzel-) Fotos oder persönliche Souvenirs mit, damit ich darüber pendeln kann.

Ob die Redaktion vielleicht auch mal den Mut hat die selbst behaupteten Fähigkeiten dieses Herrn ganz einfach zu überprüfen? Für jemanden, der sich im Besitze eines 6. Sinns rühmt sollte es doch ganz einfach sein über (z.B. mit einem Blatt Papier) verdeckte Gegenstände zu pendeln und dann passable „Ergebnisse“ zu erzielen. Aber vermutlich ist kritisches Hinterfragen unsinniger Behauptungen in dieser Redaktion kein Einstellungskriterium.

Beim WDR gab es auch eine Portion öffentlichen Unsinn zum Jahreswechsel. Nachdem bereits Ende Oktober eine Astrolgin dort schwafeln durfte (im Jahr zuvor hatte man übrigens neben einer Astrologin auch einen Skeptiker eingeladen …) war in diesem Jahr auf der WDR-Nachrichtenseite ein Artikel mit dem Titel „Viele Wege führen zum Jahreshoroskop: Die großen Fragen 2014“ zu lesen. Liess der Anfang noch durchaus hoffen …

Lebenshilfe, Spaß oder nur Mumpitz? Über Horoskope lässt sich streiten.

… gibt es dann im Artikel erst einmal Werbung für eine Kartenlegerin. Was dies mit Jahreshoroskopen zu tun hat wird im Artikel nicht verraten, und auch nicht, dass die Dame ihre Dienste über ein Portal anbietet, das auch Engelkontakte und Tierheilkunde (ist das eigentlich erlaubt???) anbietet und dessen Betreiber nicht nur am gleichen Ort wohnt sondern auch den gleichen Nachnamen trägt (dass unter der fast identischen Telefonnummer noch ein zweites, ähnliches Portal mit esoterischen Abzockangeboten Beratungsangeboten firmiert sei nur am Rande erwähnt). Danach kommt der Versuch doch tatsächlich verschiedene Horoskope aus Frauenzeitschriften zu vergleichen, aber die Autorin scheint an dieser an sich recht einfachen Aufgabe schlicht gescheitert zu sein, denn sie schreibt:

Der Versuch eines Vergleiches mit sieben Frauenzeitschriften und deren Tipps für zwölf Sternzeichen: unmöglich!

Aha, und warum? Eigentlich ist die Autorin sogar auf einem guten Weg:

Alle Horoskope unterscheiden sich, lesen sich aber geschmeidig mit Formulierungen wie „Neue spannende Begegnungen“, „Lange Phasen voller Glück, Zufriedenheit und Harmonie“, „Mehr Liebeschancen, als gesund ist“, „Ersehnte Versöhnungen“ oder „Sie sind überaus gewissenhaft und diszipliniert“.

Ja klar! Sie unterscheiden sich! Daraus könnte man ja eventuell den Schluß ziehen, dass solche Jahreshoroskope schlicht und einfach Unsinn sind, bzw. dass diese Einteilung nach Sternzeichen doch wohl nicht ganz so sinnvoll ist (… wenn man den Unterhaltungsaspekt außer Acht lässt, den sie ja in den „geschmeidigen Formulierungen“ sogar entdeckt hat). Aber nein, sie wechselt jetzt ganz unvermittelt in eine Ecke, die sie selbst wohl für eine Art „Verbraucherberatung“ hält und nennt sogar Preise:

Wer eine persönliche Beratung am Telefon möchte, bezahlt im Schnitt zwischen 99 Cent und 3 Euro pro Minute aus dem Festnetz. Ein schriftlich ausgearbeitetes Jahreshoroskop gibt es ab 30 Euro und eine persönliche Sitzung kann schon mal 800 Euro kosten.

Wie sinnvoll das ist, was man für dieses Geld bekommt sagt sie allerdings nicht, dafür warnt sie vor unseriösen Anbietern:

Es gibt unseriöse Anbieter, die Kosten in den AGB verstecken und unangemessen hohe Rechnungen stellen.

Und empfiehlt bei Unsicherheit ausgerechnet …

Wer unsicher ist, sollte sich an den Deutschen Astrologen-Verband wenden.

Na klar! Die Autorin würde bei Fragen nach den Gefahren des Rauchens wohl auch auf die Tabakindustrie verweisen und ihren Lesern empfehlen sich über die Gefahren des Alkoholkonsums an die Spirituosenhersteller zu wenden! In den Kommentaren zu ihrem Artikel ging es dann bisweilen wenig freundlich zu, wobei die Autorin mit einer etwas trotzigen Bemerkung wohl auch mit dazu beigetragen hat. Den ganzen Unsinn des Artikels stellt der letzte Kommentar klar:

Nein, über Astrologie oder Horoskope kann man nicht streiten, wenn man einigermaßen bei Verstand ist. Weil es kompletter Mumpitz ist. Und seriöse Astrologen gibt es meines Erachtens nicht. Entweder sie glauben den Mist selbst und haben deshalb einen gehörigen Sockenschuss, oder es sind schlicht Scharlatane. Dazwischen gibt es nichts, schon gar keine Seriösität.

Ob der WDR im neuen Jahr besser recherchiert?

(Danke an den Ratgeber-News-Blog für den Hinweis auf die HR-Sendung und an ein paar Facebookfreunde für den Hinweis auf den WDR-Artikel)





So funktioniert Astrologie! Immer!

29 07 2013

Vor etwa drei Monaten hat der GWUP-Blog darauf hingewiesen, dass Horoskope ja immer stimmen und sich dabei auf einen – lesenswerten – Artikel aus der Welt verwiesen. Dass man dies natürlich auch sehr gut in einem kleinen Filmchen umsetzen kann zeigt aktuell der amerikanische Sender abc mit seiner Serie „Would you fall for that?“. Das Vorgehen ist dabei ganz einfach: Den Kandidaten wird einfach – mit ein wenig vermeintlich astrologischem Geraune verziert – die allgemeine Personenbeschreibung vorgelesen, die schon Forer in seinem Test aus dem Jahr 1948 verwendet hat, und die nicht ‚mal besonders lang ist (Quelle: Wikipedia):

“You have a need for other people to like and admire you, and yet you tend to be critical of yourself. While you have some personality weaknesses you are generally able to compensate for them. You have considerable unused capacity that you have not turned to your advantage. Disciplined and self-controlled on the outside, you tend to be worrisome and insecure on the inside. At times you have serious doubts as to whether you have made the right decision or done the right thing. You prefer a certain amount of change and variety and become dissatisfied when hemmed in by restrictions and limitations. You also pride yourself as an independent thinker; and do not accept others’ statements without satisfactory proof. But you have found it unwise to be too frank in revealing yourself to others. At times you are extroverted, affable, and sociable, while at other times you are introverted, wary, and reserved. Some of your aspirations tend to be rather unrealistic.”

… und hier die Übersetzung:

„Sie brauchen die Zuneigung und Bewunderung anderer, dabei neigen Sie zu Selbstkritik. Zwar hat Ihre Persönlichkeit einige Schwächen, doch können Sie diese im allgemeinen ausgleichen. Sie haben beträchtliche Fähigkeiten, die brachliegen, statt dass Sie sie zu Ihrem Vorteil nutzen. Äußerlich diszipliniert und kontrolliert, fühlen Sie sich innerlich ängstlich und unsicher. Mitunter zweifeln Sie ernstlich an der Richtigkeit Ihres Tuns und Ihrer Entscheidungen. Sie bevorzugen ein gewisses Maß an Abwechslung und Veränderung, und Sie sind unzufrieden, wenn Sie von Verboten und Beschränkungen eingeengt werden. Sie sind stolz auf Ihr unabhängiges Denken und nehmen anderer Leute Aussagen nicht unbewiesen hin. Doch erachten Sie es als unklug, sich anderen zu freimütig zu öffnen. Manchmal verhalten Sie sich extrovertiert, leutselig und aufgeschlossen, manchmal auch introvertiert, skeptisch und zurückhaltend. Ihre Wünsche scheinen mitunter eher unrealistisch.“

Die Umsetzung für das Fernsehen finde ich dabei richtig gut gelungen. Im ersten Teil wird der europäische Superastrologe Dr. Lane Hoerst (Dr. He’s not real) eingeführt, der sogar das englische Königshaus beraten soll und für den man ein paar hübsche Buchumschläge sowie ein kleines Werbevideo zusammen gebastelt hat. Und dann geht’s los …

… und natürlich sind sie alle zufrieden mit dem alten Forer-Text, und auch der Skeptiker ist total überzeugt, bis das Ganze sehr schön aufgelöst wird:

„Would you fall for that?“ scheint eine ganz interessante Sendung zu werden …





Esoterikplauderstündchen bei Maischberger … (mit Update)

21 07 2012

Für kommenden Dienstag hat die ARD ‚mal wieder ein Esoterikplauderstündchen ins Programm genommen. Die Sendung „Menschen bei Maischberger“ steht unter dem Motto „Horoskope, Handlesen, Tarotkarten: Unsinn, der hilft?“ und ich wage vorauszusagen, dass im Verlaufe der Sendung das Astrologie-Bullshit-Bingo mindestens ein Mal erfolgreich gespielt werden kann. Beim Blick auf die Gästeliste überfällt mich schon vorab ein leichtes Gruseln denn wie bei solchen Sendungen üblich sind die Esoteriker klar in der Überzahl. Gespannt bin ich ja, wie sich Frau Maischberger selbst positioniert. Vor ein paar Jahren hatte Sie in einer Sendung mit ähnlicher Thematik Winfried Noê mit einer seiner Fehlprognosen konfrontiert und dessen Versuch sich herauszureden mit einem kurzen „Das stand so auf ihrer Webseite“ beendet.   Aber schauen wir uns einfach mal die Teilnehmer an dieser Talkrunde an.

Als erste Hella von Sinnen. Ob man ihren Humor mag ist natürlich Geschmacksache, aber bei „genial daneben“ finde ich sie wirklich klasse. Warum sie dabei ist? Hier stehts:

Astrologie hat für die Moderatorin jedoch nichts mit Glaube zu tun, „sondern mit Wissen und Erfahrung.“

Ok, also ein Astrologiefan? Schlimmer! Eine Hobby-Astrologin! Und weil wir gerade bei Sternschwurblern sind wurde auch „Deutschlands besten Astrologin“ eingeladen. Der Name dieser Dame – Mauretania Gregor – war mir bis dato völlig unbekannt. Hier übrigens ihr aktuelles Werbevideo für Juli …

… mit dem sie Werbung für das auf ihrer Webseite angebotene, monatliche Liebeshoroskop macht. Das kostet „ab 8,95 Euro“ – und man kann das dann auf ihrer Webseite anschauen. Und das verspricht sie:

Ihr erfahrt die heißesten Dating-Tage, ich sage Euch wann Ihr welchem Typ in die Arme laufen könnt und was schon die Qualität der Zeit über die Begegnung aussagt.

Natürlich gibt’s auch beste sowie schwierige Termine für Aussprachen und offene Gespräche über Gefühle, unerfüllte Sehnsüchte und Wünsche…

Das Übliche also! Aber wie fertig muss man sein, wenn man sich solche Videos wirklich für „mindestens 15 Minuten“ pro Sternzeichen antut? Den – wohl überwiegend – Zuhörerinnen wird permanent – mit enervierender Stimme, dickem Pathos und einer Mimik als wollte sie einem Kleinkind erklären wie man aufs Töpfchen geht – dick und fett Honig ums Maul geklatscht! Klar, das wollen die hören! Und jeden Monat wieder!

Eine Kartenlegerin muss natürlich auch sein. Auch hier ist es „Deutschlands Kartenlegerin Nr.1„! Auch diesen Namen – Sylvie Kollin – kannte ich bis dato noch nicht. In was sie Nummer 1 ist steht natürlich nicht da, aber ihr Selbstbewußtsein scheint grenzenlos:

„Man kann aus den Karten alles lesen. Die Karten sagen, was sowieso kommt“

Alles? Wirklich? Eingeladen ist auch einer ihrer Kunden: der Schauspieler Uwe Ochsenknecht, denn er

hat schon mehrmals den Rat der Kartenlegerin Sylvie Kollin gesucht und bescheinigt ihr eine neunzigprozentige Trefferquote.

Tut er tatsächlich, und zwar am Anfang und Ende ihres Imagevideos:

Wunderbar natürlich der Kerner-Schnipsel bei 0:34 …

Über Jürgen Fliege braucht man eigentlich nichts mehr schreiben. Dass der jeden esoterischen Mist vertritt ist bekannt. Ob man ihn mal wieder nach seiner Essenz fragen sollte? Vielleicht lässt er sich ja von Frau Gregor ein Liebeshoroskop erstellen …

Welche Rolle Prof. Dr. Ulrich Walter (Ex-Astronaut und Physiker) in diesem Panoptikum zugedacht ist weiß ich nicht. Dieser Satz …

Der Physiker und Lehrstuhlinhaber für Raumfahrttechnik hat sich einmal die Hand lesen lasse: Ihm wurde prophezeit, wie er sterben würde.

… macht kaum Hoffnung, dass er die rationale Seite vertreten soll. Man lässt in solchen Talksendungen ja gerne mal jemanden sprechen, der „beide Seiten“ irgendwie anerkennt. Und da ist ein Physikprofessor, der sich aus der Hand lesen liess, doch ein Supergast. Hoffentlich täusche ich mich mit dieser Einschätzung, und Prof. Walter macht es ebenso wie sein Kollege Prof. Martin Lambeck, der in ähnlichen Sendungen (z.B. auch bei Maischberger) immer wieder deutlich jeden Unsinn auch als solchen bezeichnete.

Bleibt noch einer, der sich garantiert dem ganzen Esoterikschwachsinn gegenüber stellt: Michael Schmidt-Salomon. Der Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung wird wie folgt angekündigt:

Glaube und Aberglaube, Horoskope und Tarotkarten seien „Schabernack mit einer Menge Risiken und Nebenwirkungen.“ Die Naivität der Menschen werde ausgenutzt, finanzielle und gesundheitliche Gefahren könnten die Folge sein

Stimmt natürlich. Aber er wird möglicherweise alleine gegen alle argumentieren müssen. Wenn er dann so argumentiert wie er in seinem letzten Buch „Keine Macht den Doofen“ schreibt, dann wird das beim Fernsehzuschauer den Eindruck eines hyperarroganten Skeptikers hinterlassen. Seine „Streitschrift“ enthält nämlich meines Erachtens außer verbalen Rundumschlägen (alles Idioten!!!) nur einen eindrucksvollen Beleg dafür, dass er von Ökonomie keine Ahnung hat. Ich drücke ihm natürlich trotzdem alle Daumen …

Schön wäre es ja gewesen, wenn in dieser Sendung auch echte Spezialisten eingeladen worden wären. Ich kenne da zum Beispiel mehrere Psychologen, die den Zuschauern hätten erklären können wie und warum der ganze Unsinn „funktioniert“ …

Update: 

Der Spiegel hat das ganze schön kritisiert, obwohl der Journalist zwischendurch wohl mehrmals nicht hingehört hat. Das merkt man an folgendem Absatz:

Michael Salomon erwies sich als solider Realist und Gegenpol zu dem Aszendenten- und Tarot-Geschnatter, das sich in der Maischbergers Runde ausgesprochen raumgreifend erhob. Der Autor und Sprecher der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung erklärte, dass „Bahnensätze“ wie „bei aller Impulsivität sind sie doch ein sehr romantischer Geist“ irgendwie immer stimmen und brachte bisweilen gar Hella von Sinnen mit seinem etwas irritierenden Dauerlächeln zum Schweigen. Und er warnte vor der „sanften Verblödung“ durch Esoterik, wenn „Spitzentechnologie und Spitzenidiotie aufeinandertreffen“.

OK, der Mann heißt Schmidt Salomon, und war tatsächlich der einzige Lichtblick in der Sendung. „Bahnensätze“ (… ist inzwischen auf SPON korrigiert – aber auf meinem WEbCite-Link noch vorhanden)? Schmidt Salomon hat doch recht ausführlich erklären dürfen was „Barnumsätze“ sind … … aber egal. Ich hab‘ selten etwas peinlicheres im Fernsehen gesehen …





Alles Lug und Trug …

17 05 2010

… behauptet eine Frau namens Birgit über ihre Zeit als Kartenlegerin bei irgend einem Esoterikportal. Das Ganze ist nicht wirklich überraschend und die potentiellen Kunden werden durch solche Selbstbezichtigungen wohl auch nicht davon abgehalten ihr Geld weiter den esoterischen Abzockern in den Rachen zu werfen. Die zwölfminütige Beichte bei Domian in 2 Teilen:

(gefunden bei esowatch)





Ganz kurz: Maischberger und noch ’ne Lottoauswertung

7 01 2010

Über die Maischberger-Sendung vom 5.1. (Seher und Propheten) haben sich die Welt, die Frankfurter Rundschau und der Esowatch-Blog bereits geäußert, ich selbst hab‘ mir die Sendung erst jetzt in kleinen Dosen zugemutet. Über die Seherinnen erübrigt sich jeder Kommentar – wem nichts besseres einfällt als einen Krankenhausaufenthalt des Papstes (irgendwann in der Zukunft) oder die Brille von Frau Merkel (trägt sie schon länger zum Lesen) zu prophezeien, der macht sich selbst lächerlich. Wen dieser komische Pastor in der Sendung genervt hat (das dürfte die Mehrzahl der Leser hier sein), dem empfehle ich folgende, kurze Therapie: Diesen Link anklicken (… hab‘ ihn korrigiert – irgendwie hat’s beim ersten Mal nicht funktioniert), dann auf der Webseite ganz links unten zu den Videos und Hörbeispielen spazieren und das 2. Video von oben aus Herrn Nitschkes Bestsellermenu anklicken … .

Neben dem Ergebnis des astrologischen Lottotest gibt es noch eine weitere Lottoauswertung zu erwähnen: In der RTL-Sendung „Die Prophezeiung 2009“ hatte ein afrikanischer Wahrsager sieben Lottoglückszahlen für das abgelaufene Jahr genannt – und wieviele Treffer damit gelandet? Keinen Einzigen! . Cimddwc hat nicht nur die damalige Sendung protokolliert, er hat das jetzt auch ausgewertet. Dieses Versagen ist übrigens durchaus überraschend, denn die Wahrscheinlichkeit dafür, mit 7 Zahlen im gesamten Jahr nicht ‚mal einen schäbigen Dreier zu erzielen liegt bei gerade mal 3,8% … … oder wollte der Mann die deutschen Lottospieler nur auf eine falsche Fährte locken um mit den richtigen Zahlen dann umso mehr absahnen zu können? RTL sollte mal nachprüfen, ob sich der Mann jetzt nicht zufällig ungeahnten Reichtums erfreut.





ZDF-reporter zeigt wie man 30 Euro zum Fenster hinaus wirft

11 06 2009

Heute Abend gibt’s in der Sendung ZDF-reporter offensichtlich einen Bericht zum bekannten Esoterik-Beratungsportal Questico. Erwähnt werden wohl auch Fälle, in denen die „liebevolle Lebensberatung“ offensichtlich mit einem ganz tiefen Griff in das Portemonnaie der Anrufenden verbunden war, aber das ist ja wirklich nichts Neues. Interessanter ist der Selbstversuch des Autors des Berichts – Alexander Graßhoff – der bei einer Beraterin angerufen hat und eine Beratung zum Thema „Beruf“ wünschte.

Die angerufene Beraterin Sarinha zeigte sich dabei – laut des Berichts – als nichtssagende Schwaflerin, die ein wenig um das Thema Beruf herumriet. Wenn jemand nach seiner beruflichen Zukunft fragt, dann ist die allgemein formulierte Vermutung von Sarinha „Du scheinst dich in deinem aktuellen beruflichen Umfeld nicht wohl zu fühlen“ wohl in fast 100% der Fälle ein einfacher Ratetreffer. „Nicht wohl fühlen“ kann ja alles heißen und lässt freien Deutungsspielraum … … ob die Anruferin gerade wegen der Arcandorpleite um den Arbeitsplatz zittert oder der Anrufer von Kollegen gemobbt wird oder oder oder – Gründe um sich nicht wohl zu fühlen gibt’s wie Sand am Meer. Die von Sarinha aus den Karten gelogene Zukunftsperspektive ist ebenfalls mehr als grob. Ein Wechsel wird empfohlen (wobei der für den Wechsel empfohlene Zeitpunkt offensichtlich mehrmals wechselt), finanziell wird’s ein Erfolg und irgendwann werde sich der Anrufer selbständig machen. Letzterer Tipp wird trotz Einwand des Anrufers wiederholt – rationale Argumente sind für eine Kartenlegerin noch lange kein Grund hanebüchene Kartendeutungen zu überprüfen.

Dass Sarinha noch auf nicht gestellte Fragen zur Gesundheit „antwortet“ und Depressionen im Alter zwischen 30 und 40 sich vorauszusagen traut ist schlicht und einfach eine Frechheit. Zum Einen kann das Voraussagen von Krankheiten bei Anrufern reale Ängste schüren, zum anderen ist das Weiterlabern auf Kosten des Kunden reine Abzockerei. Dieser Meinung ist wohl auch Alexander Graßhoff, der folgendes Fazit aus seinem Selbstversuch für 29,10 Euro zieht:

Obwohl ich nur wenige Zwischenfragen stellte und meine Kernfrage, beruflicher Wechsel ja oder nein, eigentlich nach zwei Minuten abgehandelt war, hielt mich die Dame eine Viertelstunde in der Leitung. Und ich hatte definitiv das Gefühl, dass das gewollt war.

Ich glaube dass Herr Graßhoff mit seinem Gefühl hier vollkommen richtig liegt.








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