Labertaschenparade 2011 – Teil 1

8 03 2011

Langsam wird’s Zeit, dass ich hier mal eine Auswahl der Prognosensammlung für 2011 vorstelle. Einige Katatstrophenprognosen hatte ich ja schon gewürdigt, heute folgt ein – sehr verspäteter – Blick auf einschlägige Artikel zur Jahreswende.

Madame Michèle durfte in der Schweizer Postille „20 minuten“ an die Glaskugel. Meist ziemlich schwammig lässt sie sich immerhin bei einem Schweizer zu ein wenig mehr hinreißen: „Für mich ist Kachelmann Opfer und nicht Täter. Ein Theater!“. Noch genauer wird sie bei der bevorstehenden Hochzeit im englischen Königshaus:“Es wird eine glückliche Familie mit drei Kindern.“ Ob sich das bewahrheitet dürfte aber 2011 nicht zu entscheiden sein.

Frau Fritsch (die immer noch damit wirbt, dass man sich ihre Astrologiekurse von der Bundesanstalt für Arbeit bezahlen lassen kann) hatte auf astrologie.de ein paar Zeilen zum Venusjahr geschrieben und sie erklärt die Zuordnung des Jahres zu einem Planeten mit folgendem Satz: Die Reihenfolge der Jahresherrscher kommt durch die mittlere Geschwindigkeit der sieben klassischen Planeten zustande, beginnend mit dem langsamsten. Äh, und was bedeutet das jetzt? Wie kommt man darauf, dass gerade 2011 … … keine Antworten, stattdessen Astroblabla vom Feinsten:

Dass nun die Venus das ganze Jahr „regiert“, bedeutet (leider) nicht zwangsläufig, dass wir den Weltfrieden zu erwarten hätten, denn dann müsste das alle sieben Jahre der Fall sein. Wie alle Planeten zeigt sie symbolisch an, was das Potenzial des Jahres ist. Da mit Venus hauptsächlich positive Eigenschaften verbunden werden, nennt man sie in der klassischen Astrologie die kleine Wohltäterin. Aber sie hat auch ihre Schattenseiten: Eitelkeit, Gefallsucht, Materialismus, Opportunismus und Bequemlichkeit sind ihre Laster.

Noch mehr Blabla für 2011 gibt’s bei Astro Uranus, Paul Pawlowski, Evelyn Weishäupl (die ihre Ergüsse am 27.12. auf astrologie.de veröffentlichte), einem ungenannten Schwurbler von „kostenlos-horoskop.de„, oder Alexander Witschel (Pforzheimer Zeitung vom 14.1.2011).

Dagegen ist die von Radio Hamburg konsultierte Kartenlegerin Gloria Heilmann von  Bergen ja fast schon sensationell genau – zumindest beim Thema Fußball:

Dann legt Gloria die Karten für den HSV und St. Pauli. „Die Spieler vom HSV müssen sich eindeutiger und mehr konzentrieren […] dann können sie wirklich nach oben kommen – so zweiter, dritter Platz.“ Außerdem soll uns 2011 die Nachricht erreichen, dass ein Spieler Nachwuchs erwartet.

Ein Fußballer, der Nachwuchs erwartet? Herrlich! Weniger gut sind die Aussichten für den Fußballerischen Stadtrivalen:

Um St. Pauli steht es laut den Karten nicht so gut: „Es sieht im Moment eher so aus, als ob sie es nicht schaffen und in die 2. Bundesliga absteigen.“

Zu Lena’s Chancen beim Eurovision Song Contest hat sie aber wieder auf Schwurbelmodus umgeschaltet:

„Sie ist richtig gut dabei, aber sie hat damit zu tun, dass sie ihr Lampenfieber überwindet. […] Sie hat Angst vor ihrem eigenen Gefühl. Es stehen zwar viele Menschen und Freunde zu ihr, aber sie ist doch etwas unruhig. […] Außerdem hat sie eine große Konkurrentin, die etwas älter ist als sie.“

Eine neue Rekordmarke in Sachen Wahrsagerartikel hat vermutlich die  Märkische Allgemeine aufgestellt. Zum Jahreswechsel hatten gleich mehrere Lokalausgaben einschlägige Artikel im Angebot. Nur Binsenweisheiten lieferte im Lokalteil Potsdam eine Psychokinesiologin, Reiki-Meisterin und Heilerin aus Rendsburg namens Cassandra. Ein paar Vermutungen zu aktuellen lokalen Themen kombinierte sie mit der äußerst spektakulären Aussage „Die Menschen würden sich oft von den Politikern allein gelassen fühlen.“ Im Lokalteil Brandenburg durfte sich eine Frau namens „Karin Schneider“ in gnadenloser Selbstbeweihräucherung üben indem sie über ihre Erfahrungen beim Lesen aus Karten und Händen erzählte. Eigentlich hätte die „Redakteurin“ gleich den ganzen, älteren  Artikel aus dem „Preußenspiegel“ kopieren können – inhaltlich war war das der gleiche Mumpitz. Im Lokalteil Oranienburg durfte an Silvester Bärbel Zöller ein wenig aus den Sternen schwurbeln und kündigte für Widder ein „bewegtes Jahr“ an. Katastrophen sagt die  ja nicht voraus, warnt aber alle zwischen dem 3. und 22.10. Geborenen davor, dass sie in 2011 „mit Prüfungen in ihrem Leben“ rechnen müssen.  Nur 3 Tage später schenkte der Lokalteil Oranienburg einer Kartenlegerin namens Simone Meyer eine Portion kostenlose Werbung. Wobei das Ganze so wirr ist, dass jeder Mensch mit mehr als drei funktionierenden Gehirnzellen nur noch den Kopf schütteln kann.

Aber damit noch immer nicht genug, denn am 7.1. durfte auch noch die Schweizer Astrologin Monica Kissling alias Madame Etiole wunderbar sinnfrei vor sich hin labern:

2011 wird ein sehr dynamisches Jahr, in dem sich Reformprozesse beschleunigen. Gleichzeitig bilden sich jedoch immer stärkere Gegenkräfte, die an bisherigen Strukturen festhalten oder gar frühere Strukturen wieder etablieren wollen.

Wie war das noch mit dem Hahn, der auf dem Mist kräht?


Aktionen

Information

Hinterlasse einen Kommentar