Schüler testen: Astrologie versagt!

27 05 2010

Klasse Idee aus Nienburg (Weser): Am Marion-Dönhoff-Gymnasium trifft sich jeden Montag die „Skeptiker-AG“ – Schülerinnen und Schüler der 8.-10. Klasse, die sich mit vielerlei spannenden Fragen beschäftigen.  Von Astrologie über das Monster vom Loch Ness bis zu Verschwörungstheorien und dem Yeti reicht die Themenpalette – wobei sich die Nachwuchsskeptiker natürlich zunächst mal – wie auch die lokale Sonntagszeitung berichtete – mit der Theorie beschäftigen müssen; also damit wie mit den Methoden der Wis­sen­schaft Be­haup­tun­gen eigentlich geprüft werden. Ob sie sich dabei auch von folgendem Video* zu einem Test inspirieren liessen weiß ich natürlich nicht …

… aber dass sie die Methodik beherrschen haben die Schüler mit einem Astrologietest gezeigt, den sie im Rahmen ihrer AG  durchgeführt haben:

Versuchsanordnung

Drei freiwilligen Versuchspersonen wurden zur Überprüfung der Übereinstimmung mit ihrer Person zwei verschiedene Charakterhoroskope vorgelegt. Eines der beiden Horoskope wurde mit Hilfe der Geburtsdaten ermittelt, das andere war ein fremdes (das einer anderen Versuchsperson).
Die Versuchspersonen hatten die Aufgabe, die Horoskope zu lesen und anzugeben, inwieweit diese auf die eigene Person zutreffen (Übereinstimmung in Prozent). Die Versuchspersonen wussten nicht, bei welchem Horoskop es sich tatsächlich um ihr eigenes handelte (so genannte „Verblindung“). Sie erfuhren es erst nach dem Versuch.
Die verwendeten Charakterhoroskope wurden auf der Astrologie-Seite http://de.astrogeno.com/ unter Angabe von Geburtszeitpunkt und Geburtsort erstellt.

Das Ergebnis ist für die Astrologie katastrophal:

Die jungen Probanden fanden also in einem fremden Horoskop im Schnitt mehr Übereinstimmungen zur eigenen Person als in dem zu ihrem Geburtsdatum erstellten und folgerichtig formuliert das Versuchsergebnis auch ganz klar:

Der von Astrologen behauptete Zusammenhang zwischen den Charaktereigenschaften eines Menschen und der Konstellation der Himmelskörper zum Zeitpunkt seiner Geburt konnte im Experiment nicht belegt werden.

Natürlich ist das für Skeptiker keine neue Erkenntnis, aber auf die Teilnehmer der Skeptiker AG dürfte dieses eigene Experiment einen nachdrücklicheren Eindruck hinterlassen als wenn man ihnen nur folgenden Beitrag aus der RTL-Sendung „Welt der Wunder“ vorgespielt hätte. Dort findet man – nach der sehr schönen Entlarvung und Demonstration von Techniken des  „Cold Reading“ – am Ende noch zwei ähnliche Tests mit vergleichbaren Ergebnissen:

Gibt es eigentlich ähnliche Veranstaltungen auch an anderen Schulen? Zu wünschen wäre es, denn zum Einen gibt es genug Themen aus dem „Skeptiker-Repertoire“ mit denen man Schülerinnen und Schüler begeistern und an denen man die wissenschaftliche Methode wunderbar erklären und erproben kann, zum Anderen kann ich mir sehr gut vorstellen, dass eine solche AG allen Beteiligten auch richtig Spaß macht – und der sollte bei einer AG natürlich nicht zu kurz kommen.

* Nein, ich bekomme von They might be giants kein Geld für diese erneute Werbung – ich finde aber, dass man die CD/DVD „here comes science“ nicht oft genug lobend erwähnen kann … … sie eignet sich übrigens bestimmt auch gut für den Einsatz im Englischunterricht!





Weltklasse? Erledigt!

25 05 2010

Wie war das noch mit dem Astrologen aus Darmstadt, der sich mit einer paradox benamten Webseite („gute-astrologie“? – klingt irgendwie nach „wohlduftende-Gülle“!) und zwei openPR-Veröffentlichungen (jeweils verziert mit ein und dem selben Bild, das die Möchtegernweltklasse in unmittelbarer Nähe eines weltbekannten Exiltibeters mit inhaltsleerer Schwafelneigung und dauernder Grinselähmung zeigt) Ende letzten Jahres so richtig bekannt machen wollte? Scheint ja irgendwie nicht geklappt zu haben, denn als ich heute mal auf seiner Webseite vorbeischaute war es vorbei mit den „Prognosen von Weltklasse“ – stattdessen ein Bild, eine Liste der üblichen esoterischen „Dienstleistungen“ und der Hinweis: Wir bauen um!

Aktuelle Webseite www.gute-astrologie.de





Die alte Wahrsager-Betrugsmache: 500.000 Euro sind jetzt „im Himmel“

22 05 2010

Hier, dort oder da kann man die aktuell durch die österreichischen Medien geisternde Story lesen, in der eine selbst ernannte „Seherin“ ihrer offensichtlich recht betuchten „Kundin“ ein halbes Euromilliönchen abgeknöpft hat. Die hanebüchene Geschichte, in die auch noch der Ehemann und der Bruder der „Seherin“ verwickelt zu sein scheinen, bekommt durch den Kommentar eines gewissen Timmy1986 auf der Webseite der Kronenzeitung (vom 21.05., 13:38) noch eine ganz andere Wendung:

Ich kenne die Frau und die Seherin war die Schwester Ihres Lebensgefährten!!! Das Geld wurde nur auf Anweisung des Lebensgefährten zur Seherin gebracht, weil das Geld dort sicher war!!! Wenn Sie nicht einverstanden war, wurde Ihr gedroht! Es fehlen bei dem Bericht einige Details, die die Lage der Frau erklären würden!!! Viel Spass im Gefängnis wünsch ich den 3!!!!

Wenn das stimmen sollte, dann wäre das mal wieder so eine Geschichte, die man im Rahmen des abendlichen Spielfilmprogramms kopfschüttelnd als viel zu unrealistisch einschätzen würde …





Astrologische Eyjafjalladingens: Datum egal

18 05 2010

Sollte tatsächlich irgend ein Astrologe vorausgesehen haben, dass Mitte April der gesamte Flugverkehr in Nord- und Mitteleuropa wegen eines isländischen Vulkans zum Erliegen kommen würde, dann ist mir diese Prognose doch glatt durch die Lappen gegangen. Gefunden habe ich allerdings ein paar der üblichen und lächerlichen astrologischen Erklärungsversuche im Nachhinein …

Zum Beispiel auf astrologie.de: Dort hatte bereits am 18.4. Gabrielle Moog den Kleinstplaneten Astraea als „Verursacher“ des Flugverbots ausgemacht, ihr Kollege Andreas W. Höschen widersprach nur einen Tag später:

Da braucht es meines Erachtens keineswegs eine von den hauptsächlichen Themen nur ablenkende „Beschwörung“ eines Asteroiden wie Astraea zur Erklärung, wie eine geschätzte Kollegin es hier vor einigen Tagen vorschlug.

Natürlich brauchte es Astraea nicht, denn das Herr Höschen hatte ja schon Ende März für das „Schicksalsjahr 2010“ alles Mögliche  vor sich hin gemurmelt:

Es geht also um möglicherweise plötzliche und unerwartete radikale und explosive Umwälzungen, welche Wirtschaft und Gesellschaft ganz praktisch und real betreffen.  […]

Da Saturn und das Steinbockzeichen, in welchem sich Pluto aufhält, auch ganz direkt die Materie bedeuten, enthält diese Konstellation durchaus auch die Möglichkeit zu schweren Erschütterungen der Erde selbst:
Erdbeben, Vulkanausbrüche …

Haiti und Chile waren vielleicht noch nicht „alles“.

Immerhin widersteht der Mann der Versuchung, die Nennung des Wortes „Vulkanausbrüche“ als exorbitanten Treffer für sich zu reklamieren – stattdessen verweist er auf seine weiteren Texte, in denen er ähnlich obigem Zitat bedeutungsschwanger vor sich hin schwurbelt (… und die er offensichtlich immer wieder nachträglich untereinander verlinkt). Er findet natürlich auch ein Datum, aus dem er die Aschenwolkenflugverbote nachträglich noch sehr gut erklären kann (Hervorhebung von mir):

Denn die Opposition von Saturn und Uranus wurde Ende April zum vorletzten Male exakt. am 27. 4. um 0 h 23 MESZ – zum ersten Male zeitgleich mit den ebenfalls schon bestehenden Quadraten zu Pluto.

Gefallen hat ihm offensichtlich auch die Erklärung seines Kollegen Holger L. Faß, der die Flugausfälle jedoch mit den Gestirnsständen zu einem ganz anderen Datum begründet (Hervorhebung von mir):

Die Umkehr des Planeten Merkur fand exakt am 18. April 2010 um 06:05 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit statt. […] Wir schauen nämlich, ob Merkur in diesem Moment Verbindungen zu anderen Planeten eingegangen ist. Das ist der Fall: es gab ein Quadrat zu Mars. […] Mars wiederum ist ein Planet der Schnelligkeit. […]  Tatsächlich bremst der im Erdzeichen stehende, rückläufige Merkur uns besonders dort aus, wo es schnell gehen soll. Fies. Denn da trifft uns die Zwangspause am meisten. Schauen wir uns aber ergänzend noch einen anderen Faktor an, der üblicherweise für den Flugverkehr herangezogen wird: Uranus, Planet des Himmels und ebenfalls der Schnelligkeit. Auch er ist an Ketten gelegt: aktuell beschert uns der Kosmos eine Konfrontation zwischen Uranus und Saturn, wobei Saturn als Bremser bekannt ist.

Im Newsletter des Allgeier-Verlags ist derVulkanausbruch natürlich ebenfalls Thema. Immerhin: die Allgeiers hätten ihre Newsletterempfänger vorab irgendwie warnen können, denn sie begründen das Ganze mit einem weiter zurück liegenden Datum (Hervorhebung von mir):

Am 20.3.2010 kurz vor Mitternacht fand nun zwar kein Erdbeben statt, aber die Erde brach in Island auf.

Für  Olaf Staudt ist die Flugasche natürlich nur ein weiterer Beleg für die universelle Gültigkeit seiner Astrologie. Zumindest schreibt er das in seinem aktuellen Newsletter, denn tatsächlich hatte er in einem früheren Newsletter den 13. und 14. April erwähnt …

Am 13. wird ein Halbsextil zwischen Uranus und Neptun exakt, zusätzlich aktiviert durch einen Neumond am 14. (siehe Abb. rechts). […] Die Erfahrung hat gezeigt, dass Verbindungen dieser beiden kollektiven Planeten häufig mit Naturkatastrophen wie Erdbeben, Stürmen und Tsunamis korrelieren, […]. Unglücksfälle im Zusammenhang mit der Luft- oder Schifffahrt bzw. Wasser allgemein sind weitere mögliche Entsprechungen.

Die Konstellation ist den ganzen März und April hindurch wirksam.

… und auch wenn er am Ende die „Wirksamkeit“ seines Datums noch fix auf 2 Monate ausdehnt, für ihn passt es natürlich trotzdem:

Der Eyjafjalla wurde am 14. April aktiv.

Nö, wurde er nicht – zu diesem Zeitpunkt hatte er schon ein paar Tage lang Asche gepustet und Lava gespuckt. Hier lag der Allgeier-Newsletter wohl besser – obwohl das andererseits sowieso völlig schnurz ist. Es ist ja offenbar egal, zu welchem Datum sich Astrologen ein Horoskop anschauen: Im Nachhinein findet sich immer eine passende Konstellation – egal für was.





Alles Lug und Trug …

17 05 2010

… behauptet eine Frau namens Birgit über ihre Zeit als Kartenlegerin bei irgend einem Esoterikportal. Das Ganze ist nicht wirklich überraschend und die potentiellen Kunden werden durch solche Selbstbezichtigungen wohl auch nicht davon abgehalten ihr Geld weiter den esoterischen Abzockern in den Rachen zu werfen. Die zwölfminütige Beichte bei Domian in 2 Teilen:

(gefunden bei esowatch)