Die Prognoserückschau 2013 – mit Quellen und Kommentaren

12 12 2013

Wie in den Vorjahren auch werde ich hier die Quellen zur Prognoserückschau offen legen und auch den ein oder anderen Kommentar loswerden.

2013 war zumindest für mich ein schlechtes Prognosenjahr. Irgendwie fehlten die knalligen Nonsensprognosen, so dass die Gammablitze von Rosalinde Haller und – wie so oft – eine völlig schräge Prognose von Nikki Pezaro in die Überschrift drängten:

Gammablitze fielen aus und Audrey bleibt verschollen

Stromausfälle durch Gammablitze und Sonneneruptionen sowie die Entdeckung einer Pflanze, die wie „Audrey“ in dem Kino- und Musicalklassiker „Der kleine Horrorladen“ ganze Menschen verspeisen kann – wenn die Hellseherinnen Rosalinde Haller und Nikki Pezaro mit diesen Voraussagen für 2013 richtig gelegen hätten, wäre dies der Öffentlichkeit kaum verborgen geblieben. Aber wie in den Vorjahren lagen Hellseher, Wahrsager und Astrologen mit ihren Prognosen auch 2013 überwiegend daneben.

 Die Quellen für diese beiden Prognosen hatte ich schon hier und hier verlinkt.

Die jährliche Auswertung esoterischer Zukunftsprognosen durch die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) zeigte auch 2013, dass Astrologen, Hellsehern und Wahrsagern keineswegs in die Zukunft sehen können – mit ihren Prognosen versagten sie auch 2013 auf ganzer Linie. Daran können auch einzelne Treffer nichts ändern. So hatte die Wiener Hellseherin Rosalinde Haller tatsächlich vorhergesehen, dass sich der ägyptische Präsident Mursi nicht halten können würde – für den Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der seit Jahren diese Prognosen auswertet, ein reiner Glückstreffer: „Wenn man – wie Frau Haller – sehr viele Prognosen formuliert, dann sind einzelne Treffer praktisch unvermeidlich. Ansonsten lag Frau Haller mit ihrem Sammelsurium an Katastrophenprognosen durchweg daneben.“ So hatte sie neben den erwähnten Stromausfällen auch einen 2. Atom-Unfall in Japan oder einen Vulkanausbruch in den USA vorhergesehen.

 Zu Frau Haller verweise ich wieder auf obigen Link.

Katastrophen aller Art sind sowieso das Lieblingsthema aller Prognostiker. Erdbeben, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, Stürme, verheerende Waldbrände, Tsunamis, Terroranschläge und nukleare Unfälle – auch in den Prognosen von Christiane Durer, Elizabeth Teissier, Christine Schoppa, Kurt Allgeier und Nikki Pezaro blieben solche Szenarien nicht unerwähnt. Allerdings fehlten jeweils genaue Hinweise, wann und wo die jeweilige Katastrophe hätte eintreffen sollen, die Prognosen sind damit wertlos. „Wenn tatsächlich genauere Daten genannt werden, dann erweisen sich diese als falsch“ erläutert Kunkel und verweist darauf, dass zum Beispiel Nikki Pezaro für 2013 Terroranschläge in New York, Washington, London und Frankfurt vorausgesagt hatte.

In die Liste der Katastrophenpropheten hätte ich noch mehr namen aufnehmen können, aber ich denke diese kleine Auswahl reicht. Die Damen Durer, Teissier und Pezaro hatte ich ja mit einem Artikel geehrt, Herr Allgeier und Frau Schoppa durften sich hier äußern …

Dabei gab es 2013 zwei Ereignisse, deren Voraussage sogar einen Skeptiker wie Kunkel zumindest verblüfft hätte. Aber weder der Rücktritt des Papstes noch der spektakuläre Meteoritenabsturz bei Tcheljabinsk fand sich in den Prognosen der Auguren wieder. Zwar raunte die bereits erwähnte Katastrophenprognostikerin Christiane Durer von Gefahren aus dem All (Weltraumschrott oder ein Meteorit), terminierte dies aber auf einen Zeitraum zwischen dem 28. Dezember 2013 und dem 4. Januar 2014 und wollte auch nicht verraten, wo dies denn stattfinden sollte.

Die übliche Frage, was denn Besonderes die Auguren nicht vorausgesagt haben, habe ich dieses Mal gleich in die Pressemeldung gepackt. Der Papstrücktritt wäre eine Prognose gewesen, die ich immerhin bemerkenswert gefunden hätte  -wenn sie denn irgendwo aufgetaucht wäre. Bei dem Meteoriten von Tcheljabinsk wäre ich über eine halbwegs genaue Zeit- und Ortsangabe (z.B. Frühjahr in Russland) schon zufrieden gewesen. Frau Durer (hier die Quelle) hat zwar eine (falsche) Zeitangabe geliefert, war sich aber ansonsten auch offensichtlich unsicher, denn Weltraumschrott unterscheidet sich von einem Meteoriten ja doch ein wenig (… und das hatte sie nicht ausgeschlossen).

Mit der Deutung der Sterne scheiterten auch der Wiener Astrologe Manfred Zimmel und sein Kollege Karsten F. Kröncke bei Prognosen zur Zukunft der Aktienmärkte. Während Krönckes Trefferquote bei der monatlichen Voraussage des Steigens bzw. Fallens wichtiger Börsenindizes problemlos durch einen einfachen Münzwurf hätte erzielt werden können, lag Zimmel mit seiner Crashprognose vollständig daneben. Er hatte für die Jahresmitte 2013 einen Börsencrash mit folgender Depression wie in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts prognostiziert – ein Horrorszenario, das glücklicherweise ausblieb. Rosalinde Haller sagte für 2013 sowohl Inflation als auch Deflation voraus – Szenarien, die sich definitiv gegenseitig ausschließen.

Die astrologischen Börsenprognosen waren in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen, deswegen in diesem Jahr ein wenig mehr dazu. Herr Zimmel hat sich ja mit seiner Prognose völlig blamiert, die Katastrophe blieb aus. Herr Kröncke ist immerhin so ehrlich, dass er seine Treffer und Nieten auf seiner Webseite ordentlich dokumentiert.

Das erste rein deutsche Champions-League-Finale sorgte zumindest einige Tage lang für ein tierisches Orakelspektakel. Unter den Orakeltieren – normalerweise nur zu fußballerischen Großereignissen im Einsatz – gab es bei der Voraussage nur eines einzigen Ergebnisses gleich mehrere „Sieger“. Allerdings hatte die Mehrheit der tierischen Zufallsgeneratoren mit einem Sieg der Dortmunder gerechnet und befand sich somit in guter Gesellschaft: Mit Thomas Georgiev, Christian Kraut und Sally Kirkman lagen auch alle drei zu diesem Thema überprüften Astrologen mit ihren Voraussagen daneben. Ob bei der Fußball-WM in Brasilien wieder ein Orakelzoo im Einsatz sein wird, bleibt abzuwarten. Fußballfans hierzulande werden jedoch gerne lesen, dass ausgerechnet eine brasilianische Wahrsagerin der Löw-Truppe bereits vor einigen Tagen den Titel vorhergesagt hat. Ob hiesige Hellseher und Astrologen sich zu ähnlich mutigen Prognosen hinreißen lassen?

Mein Orakeltierartikel mit Astrologenbeteiligung zum Champions-League-Finale musste natürlich auch noch verbraten werden – und der prognostizierte deutsche Titelgewinn bei der Fußball-WM in Brasilien …

Auch mit ihren Prognosen zur Bundestagswahl hat sich die Augurenzunft weitgehend blamiert. Müssten die Sterne nicht allen Astrologen das gleiche Ergebnis anzeigen? Immerhin waren sich die Astrologen und Hellseher im Jahr 2013 weitgehend einig, dass Angela Merkel Kanzlerin bleiben würde, und auch eine große Koalition wurde nicht ausgeschlossen. Das war 2011 noch anders, denn damals hatte der Astrologe Manfred Gregor noch eine „Kanzlerinnendämmerung“ für die Wahl 2013 aus den Sternen gelesen. Die Prognose im  Online-Astrologie-Journal „Loop“, sah die FDP im Bundestag (falsch) aber nicht mehr in der Regierung (richtig) sowie ein überraschend gutes Ergebnis der Linkspartei (ob das bei -3,3% als Treffer zu werten ist?)[IH1] . Auch die guten Chancen der Grünen auf 15% der Stimmen (Christiane Durer) dürfte man ebenso zu den Prognosenieten zählen wie die Aussage der Astrologin Ruth Brummund, die eine Fortsetzung der früheren Regierungskoalition aus den Sternen las. Ihr Kollege Wolfgang Held schaffte es in einer fast 90-minütigen Internet-Radiosendung zur Bundestagswahl wortreich jede Art einer auch nur halbwegs prüfbaren Prognose zu vermeiden – so kann er zwar nicht daneben liegen, aber auch keinen Prognosetreffer verbuchen. Nicht unerwähnt soll auch die Astrologin Karin Mayer bleiben, deren Wahlprognose tatsächlich weitgehend richtig war – allerdings war eine solche Prognose kurz vor dem Wahltermin angesichts der veröffentlichten Meinungsumfragen nicht so unwahrscheinlich und nicht wenige politische Kommentatoren hatten auch ohne astrologische Analyse Ähnliches erwartet.

Zur Bundestagswahl hatte ich seinerzeit auch schon die Prognosen zusammengefasst

Für 2014 erwartet Kunkel die üblichen Warnungen vor Börsen- und Naturkatastrophen sowie die ein oder andere Prognose zur Fußball-WM. Allerdings nur dann, wenn die Voraussage eines Herrn Wagner nicht doch noch zutreffen sollte. Dieser erwartet für den ersten Weihnachtsfeiertag eine Kollision zwischen Jupiter und einem schwarzen Loch, durch das in der Folge der Jupitermond Europa auf die Erde zurasen und gigantische Erdbeben verursachen soll. Kunkel beruhigt: „Noch nie hat eines der Jahr für Jahr vorausgesagten Weltuntergangsszenarien stattgefunden. Ich sage voraus, dass die Erde auch von diesem Horrorszenario verschont bleiben und das Jahr 2014 nach ausgiebigen Silvesterfeiern mit dem Neujahrstag beginnen wird.“

Bleibt noch Herr Wagner, der seine Katastrophenprognose tatsächlich unter anderem damit begründet, dass seine Teilnehmernummer bei Bohlen’s Supertalentshow exakt gleich der Gewinnlosnummer bei der spanischen Weihnachtslotterie „El Gordo“ war … … über den Rest der „Begründungen“ schweige ich jetzt lieber ‚mal.


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